Prozess gegen Pflegehelfer: Angeklagter hat Panik

Prozess gegen Pflegehelfer: Angeklagter hat Panik

Bremen (epd). Das Landgericht in Bremen musste am Mittwoch die Verhandlung gegen einen 40-jährigen Pflegehelfer nach einer knappen Stunde beenden, weil der Angeklagte nicht für längere Zeit verhandlungsfähig war. Die medizinisch-psychologische Gutachterin Imke Mundorff-Vetter erwähnte nach Rücksprache mit dem Angeklagten nächtliche Panikattacken, die mit Herzrasen und Atemnot verbunden gewesen seien. Das beeinträchtige die ohnehin angeschlagene Konzentrationsfähigkeit des Angeklagten. Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Verfahrens sagte die Psychiaterin, die Panikattacken seien gut behandelbar.

Aufgrund des Zustands des Angeklagten, der in Untersuchungshaft sitzt, verzögerte sich der Beginn der Sitzung um eine gute Stunde. Dem Pflegehelfer wird vorgeworfen, im Frühjahr vergangenen Jahres zwei Bewohnerinnen eines diakonischen Pflegeheims in der Bremer Innenstadt ohne medizinische Notwendigkeit Insulin gespritzt haben. Eine 75-Jährige schwebte dadurch zwei Tage lang in Lebensgefahr.

Angeklagt ist gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen. Vor Gericht äußerte sich der Pflegehelfer bisher nicht zu den Vorwürfen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft (AZ: 1 KLs 250 Js 22271/19).

Am Mittwoch sollte unter anderem die Lebensgefährtin des Angeklagten aussagen, die sich allerdings auf ein Aussageverweigerungsrecht berief. Ob und in welchem Umfang sie das kann, will das Gericht nach Angaben des Vorsitzenden Richters Manfred Kelle prüfen. Eigentlich sollte auch ein medizinisch-psychologisches Gutachten der Sachverständigen Mundorff-Vetter zur Sprache kommen, was jetzt wahrscheinlich im Februar der Fall sein wird. Ein nächster Verhandlungstermin ist für den 29. Januar anberaumt. Sieben Verhandlungstage gab es bereits.

Der Angeklagte hatte im diakonischen Pflegezentrum Am Doventor gearbeitet. Das Pflegezentrum wurde 2006 eröffnet. Es gehört zu den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hauptsitz in Bielefeld sowie zum Diakonischen Werk in Bremen.