Kolumbien: 2019 wurden über 100 Menschenrechtler ermordet

Kolumbien: 2019 wurden über 100 Menschenrechtler ermordet

Berlin, Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben die Ermordung von Menschenrechtlern in Kolumbien verurteilt. "Der Teufelskreis von Gewalt und Straflosigkeit muss beendet werden", forderte die Sprecherin von UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet am Dienstag in Genf. Demnach wurden im vergangenen Jahr 107 Aktivistinnen und Aktivisten getötet. 13 weitere Todesfälle würden noch untersucht. Für dieses Jahr befürchten die UN eine weitere Zunahme der Morde: In den ersten 13 Tagen wurden bereits zehn Menschenrechtler getötet. 2018 lag die Zahl bei 115.

Die UN haben die kolumbianische Regierung aufgerufen, ihre Anstrengungen zum Schutz der Aktivisten zu erhöhen. Zudem müsse jeder Fall von Gewalt untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Bachelet-Sprecherin Marta Hurtado. Die Opfer und ihre Familien hätten ein Recht auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung.

Die meisten Menschenrechtsverteidiger wurden in ländlichen Gebieten (98 Prozent) umgebracht, in denen sich der Staat zurückgezogen hat und bewaffnete paramilitärische Gruppen agieren, sowie in Dörfern mit hoher Armut (86 Prozent). Besonders gefährdet sind Aktivistinnen und Aktivisten, wenn sie die Rechte von Minderheiten wie Ureinwohnern und Afro-Kolumbianern verteidigten. Von den 2019 getöteten Menschenrechtlern waren 15 Frauen, eine Verdoppelung im Vergleich zu den sieben ermordeten Frauen im Jahr davor. Die Hälfte aller Morde geschah den Angaben zufolge in den Provinzen Antioquia, Arauca, Cauca und Caquetá, die eine Hochburg der ehemaligen Farc-Guerilla waren.

2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung einen Friedensvertrag, mit dem der mehr als 50 Jahre andauernde Konflikt beendet wurde. Mehr als 260.000 Menschen wurden in dem Krieg von staatlichen Sicherheitskräften, Paramilitärs und Guerilla getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Dennoch herrscht in vielen Teilen Kolumbiens weiter Gewalt, durch kleinere Guerillas, kriminelle Banden, paramilitärische Gruppen und die Armee.