Müller will an Entwicklungshilfe im Irak festhalten

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller befürwortet Arbeit der Entwicklungshelfer in den Flüchtlingscamps im Irak.
©Sven Braun/dpa
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller macht sich für ein weiteres Engagement deutscher Zivilhelfer im Irak stark, trotz wachsender Spannungen in der Golfregion.
Müller will an Entwicklungshilfe im Irak festhalten
Im Irak werden US-Einrichtungen angegriffen, die Spannungen wachsen. Der Bundesentwicklungsminister ist dennoch für ein weiteres Engagement deutscher Zivilhelfer. Die reagieren zwischen abwartend und entschlossen.

Frankfurt a.M. (epd). Trotz wachsender Spannungen in der Golfregion ist Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) gegen einen Abzug deutscher Zivilhelfer aus dem Irak. Deutschland habe ein großes Interesse an stabilen Verhältnissen im Irak, sagte Müller der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). Man sei nicht nur mit Soldaten, sondern auch mit zivilen Kräften "in vielfacher Weise dort engagiert". Es gebe derzeit trotz des Teilabzugs von Nato-Soldaten "keine Veranlassung, die Arbeit unserer Entwicklungshelfer in den Flüchtlingscamps und im Wiederaufbau einzustellen".

Die Worte Müllers seien eine Bestätigung für ihre Arbeit und der Wichtigkeit, jetzt am Engagement festzuhalten, erklärte die deutsche Hilfsorganisation "Rebuild and Relief International" (RRI), die unter anderem für die UN und die Bundesregierung beim Wiederaufbau hilft. "Wir ziehen nicht ab", sagte Geschäftsführer Arndt Fritsche dem epd.

Sollte die Lage eskalieren, gebe es Evakuierungspläne. "Aber wir sehen uns nicht als Ziel." Zwar seien RRI-Mitarbeiter auch in ganz in der Nähe des US-Stützpunktes in der Provinz Al-Anbar im Einsatz, die in der Nacht zum Mittwoch Ziel eines iranischen Angriffs wurde. Doch weil Deutschland sich nicht an der US-geführten Militäroperation im Irak beteiligt habe, genössen die deutschen Helfer "eine Art Schweizer Status" und würden als weitgehend neutral angesehen.

Auch die medizinischen Hilfsprojekte von "Ärzte ohne Grenzen" im Irak liefen unverändert weiter. Ungeachtet des explosiven Umfelds werde die Hilfe in Krankenhäusern und Gesundheitsstationen weiter zur Verfügung gestellt, betonte Landeskoordinatorin Gwendola Francois. Die Sicherheit der Mitarbeiter habe aber oberste Priorität, die Lage bleibe unter Beobachtung.

Abwartend zeigten sich unter anderem Welthungerhilfe, Technisches Hilfswerk (THW) und Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die neben anderem von der Bundesregierung finanzierte Projekte im Irak umsetzen. "Die Projektaktivitäten sind seit heute Morgen 'on hold'", sagte Welthungerhilfesprecherin Simone Pott. Das bedeute, dass Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiteten und außer Land befindliche Kollegen derzeit nicht in den Irak reisten oder beispielsweise Termine wie Workshops erst einmal aufgeschoben würden. In den kommenden Tagen werde dann mit den Sicherheitsverantwortlichen vor Ort über das weitere Vorgehen entschieden.

Pläne, die zehn Mitarbeiter des ASB im Irak abzuziehen, gebe es derzeit nicht, erklärte der Arbeiter-Samariter-Bund. "Allerdings müssen natürlich die weiteren Entwicklungen abgewartet werden." Das THW, das derzeit keine internationalen Kräfte vor Ort hat, wies seine Mitarbeiter an, sich möglichst nicht in der Liegenschaft des Hilfswerks in Erbil aufzuhalten.

Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) beklagte derweil vermehrte Behinderungen für die Arbeit der Helfer. Diese berichteten von einer gestiegenen Zahl von Straßensperren, Checkpoints und anderen Barrieren auf dem Weg zu bedürftigen Menschen, sagte Ocha-Sprecher Jens Laerke in Genf. Das UN-Büro rufe alle Parteien auf, die Arbeit der Helfer nicht zu beeinträchtigen. Im Irak sind den UN-Angaben nach mehr als vier Millionen Kinder, Frauen und Männer auf Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente und andere humanitäre Hilfe angewiesen.