Umgang mit Homosexuellen: Weltweite Methodisten vor Trennung

Umgang mit Homosexuellen: Weltweite Methodisten vor Trennung
Deutsche Methodisten hoffen auf Streit-Ende
Seit Jahrzehnten sorgt das Thema Homosexualität für Streit bei den Methodisten. Jetzt scheint eine Trennung der Kirche die Lösung zu sein.

Washington (epd). Die Vereinigte Methodistenkirche steht im Streit über den Umgang mit Homosexuellen vor einer Trennung. Konservative Gemeinden sollen mit finanzieller Unterstützung der United Methodist Church eine neue Kirche gründen, erklärte die Kirche am Freitag (Ortszeit). Vertreter konkurrierender Fraktionen hätten sich auf diesen Kompromiss geeinigt, der vom Bischofsrat befürwortet werde. Die verbleibenden Gemeinden würden umstrukturiert und seien frei im Umgang mit Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen. Die Generalversammlung muss dem Entscheid bei ihrem Treffen im Mai noch zustimmen.

Die deutschen Methodisten werteten den Vorschlag der international besetzten Mediationsgruppe positiv. Der lange Streit über die Haltung der Kirche zu Homosexualität könnte durch eine geordnete Trennung ein Ende finden, erklärte die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland am Sonntag. "Die einstimmige Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag ist das Besondere in dieser Situation." Zentral sei der Fortbestand der weltweiten methodistischen Kirche. "Hinsichtlich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination Homosexueller wird sich die bestehende Kirche öffnen, ohne dass diese Neuausrichtung für alle Teile der bestehenden Kirche umgesetzt werden müsste."

Ihre Haltung zu sexuellen Minderheiten beschäftigt die Methodisten seit Jahrzehnten. In den USA haben manche Pastoren gleichgeschlechtliche Ehen gesegnet. Hunderte Methodistengemeinden heißen lesbische, schwule, bi- und transsexuelle Christen willkommen. Konservative US-Kirchenmitglieder und besonders viele Mitgliedskirchen aus Afrika lehnen das grundsätzlich ab.

Einen vorläufigen Höhepunkt hatte der Konflikt bei der Generalversammlung im Februar 2019 erreicht. Delegierte beschlossen mit 438 zu 384 Stimmen, an ihren Vorschriften gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und gegen in Partnerschaft lebende schwule und lesbische Pastoren festzuhalten und verschärfte Sanktionen einzuführen.

Der nun mit Hilfe eines Mediators errungene Kompromiss soll den Methodisten den Weg aus dem festgefahrenen Konflikt weisen. Die 16 Verfasser und Verfasserinnen des Kompromisspapiers sind Laien, Pastoren und Bischöfe mit weit auseinandergehenden Haltungen zu sexuellen Minderheiten. Nach Darstellung des kirchlichen Informationsdienstes besteht daher wohl eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Vorlage die innerkirchlichen Auseinandersetzungen "beenden oder zumindest stark reduzieren" werde.

Der Methodismus bildete sich im 18. Jahrhundert in England als Erweckungsbewegung. In den USA ist die Methodistenkirche nach dem Südlichen Baptistenverband die zweitgrößte protestantische Kirche. Rund sieben Millionen der mehr als zwölf Millionen Methodisten weltweit leben in den USA. Doch die Gemeinden verlieren dort seit Jahren Mitglieder, wie aus Kirchenstatistiken hervorgeht. In afrikanischen Ländern dagegen gewinnt sie stark dazu. Das Kompromisspapier trägt den Titel "Protocol of Reconciliation and Grace Through Separation" (Protokoll für Versöhnung und Gnade durch Trennung).