Brandenburgs früherer Ministerpräsident Stolpe gestorben

Brandenburgs früherer Ministerpräsident Stolpe gestorben
Nach 15 Jahren Kampf gegen seine Krebserkrankung ist Manfred Stolpe am Wochenende gestorben. Der frühere DDR-Kirchenjurist machte sich als SPD-Politiker vor allem um Brandenburg verdient.

Potsdam (epd). Manfred Stolpe ist tot. Der SPD-Politiker starb in der Nacht zum Sonntag nach schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie, wie die brandenburgische Staatskanzlei am Montag in Potsdam mitteilte. Der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident und einstige DDR-Kirchenjurist wurde 83 Jahre alt. Der amtierende Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) würdigte Stolpe als "Vater des modernen Brandenburgs", der dem Land nach 1990 "Stimme und Gesicht" gegeben habe.

Die Landesregierung gedenke des ersten märkischen Regierungschefs nach 1989 "in tiefer Trauer und Dankbarkeit", erklärte die Staatskanzlei. Stolpe war von 1990 bis 2002 Ministerpräsident von Brandenburg und danach bis 2005 Bundesverkehrsminister. Er war an Krebs erkrankt und hatte sich in den vergangenen Monaten zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Nach einem Jura-Studium war Stolpe 1959 in der DDR in den Dienst der evangelischen Kirche eingetreten. 1969 wurde er Leiter des Sekretariats des neu gegründeten DDR-Kirchenbundes, 1982 Konsistorialpräsident in Ost-Berlin. Im Zug der deutschen Vereinigung ging er in die Politik. Kontakte zur Staatssicherheit in seiner Zeit als Kirchenjurist brachten ihm später teils massive Vorwürfe ein. Die Behauptung, Stolpe sei Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gewesen, wurde vom Bundesverfassungsgericht verboten.

Stolpe "trug die Liebe zu Brandenburg in seinem Herzen, lange schon bevor unser Land 1990 gegründet wurde", sagte Woidke am Montag. Er sei "im besten Sinne des Wortes" Landesvater und Mutmacher gewesen. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) sagte: "Manfred Stolpe beherrschte die Kunst der Diplomatie und war zugleich ein Freund klarer Entscheidungen."

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) würdigte den Verstorbenen als "eine der großen Persönlichkeiten unseres Landes" in Zeiten der Teilung und auch danach, "als der Kirchenmann zum Politiker wurde". Der überzeugte und engagierte Christ und Demokrat Stolpe habe aus seiner religiösen Überzeugung heraus in der DDR vieles an Humanitärem für die Menschen bewerkstelligt, erklärte Müller am Montag in Berlin.

Der Ostbeauftragte der SPD und Vorsitzende der Sozialdemokraten in Sachsen, Martin Dulig, erklärte am Montag in Dresden, das Land habe "einen herausragenden Politiker, engagierten Sozialdemokraten und einen Menschen mit Herz und Seele" verloren. "Er gab den Menschen in den neuen Bundesländern eine Stimme, setzte sich stets für die Belange anderer ein und schonte sich dabei nie", betonte Dulig.