Caritas: Pflegekräfte aus dem Ausland gut vorbereiten und begleiten

Caritas: Pflegekräfte aus dem Ausland gut vorbereiten und begleiten
23.12.2019
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Berlin (epd). Die Caritas sucht händeringend Pflege-Fachkräfte. Aber eine aggressive Rekrutierung im Ausland lehnt der katholische Wohlfahrtverband ab. "Die Anwerbung von Pflegekräften aus Ländern, in denen ein Pflegepersonalnotstand herrscht oder die eine ähnliche demografische Entwicklung haben wie wir in Deutschland, ist sehr kritisch zu bewerten", sagte Caritas-Präsident Peter Neher dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Aber es gibt laut Neher auch Nicht-EU-Länder, in denen sich diese Fragen so nicht stellen. Dort sei, vorausgesetzt die Pflegekräfte würden gut vorbereitet und begleitet, eine Anwerbung durchaus möglich. "Eine solche Migration kann durchaus einen Beitrag leisten zur Milderung des Pflegenotstands bei uns."

Der Caritas-Präsident verweist zum Beispiel auf die Philippinen. Nicht wenige Menschen hätten sich dort als Pflegekraft ausbilden lassen, um nach Europa zu kommen. Das sei ihr Lebensplan. "Ich sehe nicht, warum wir ihnen das verbieten oder solche Modelle nicht gezielt auf andere bevölkerungsreiche Staaten übertragen sollten."

Bei allen Aktivitäten zur Anwerbung müsse strikt beachtet werden, dass der Weggang qualifizierter junger Leute keine Versorgungslücken im Herkunftsland reißen dürfe. "Und ich rede nicht nur über den dortigen Arbeitsmarkt, sondern auch über Familien und Gemeinschaften." Denn die Frauen, die weggingen, seien auch Töchter, Ehefrauen, Mütter, Nachbarinnen. Neher: "Das darf uns nicht egal sein. Unsere Interessen und Belange und die der Migrantinnen und Migranten sowie ihrer Herkunftsländer sind gleichwertig."

Neher warnte vor der Illusion, im Ausland ließen sich so viele Pflegekräfte anwerben wie in Deutschland fehlen. Zuwanderung dürfe nicht instrumentalisiert werden, "um den bestehenden Handlungs- und Reformdruck - insbesondere bei der Frage der Finanzierung der Pflege - aufzuweichen". Es bleibe eine wichtige Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass möglichst viele im Pflegeberuf bleiben und auch zurückkehren, wenn sie ausgeschieden sind.