Zehntausende Demonstranten fordern mehr Klimaschutz

Zehntausende Demonstranten fordern mehr Klimaschutz
Großer Zulauf für vierten «Fridays for Future»-Aktionstag in Berlin und anderen Städten
Vor der Weltklimakonferenz sind am Freitag wieder Kinder, Jugendliche und Erwachsene für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. In Berlin sprangen rund 20 Umweltschützer in die Spree, in Frankfurt blockierten Aktivisten die Einkaufsmeile Zeil.

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Zehntausende Menschen haben sich am Freitag in zahlreichen deutschen Städten an den weltweiten Demonstrationen für mehr Anstrengungen beim Klimaschutz beteiligt. In Berlin folgten mehrere Zehntausend Menschen einem Aufruf der Bewegung "Fridays for Future". In Hamburg sprach die Polizei am frühen Nachmittag von 30.000 Teilnehmern. In München demonstrieren nach Polizeiangaben etwa 17.000 Klimaschützer. Die Veranstalter dort sprachen von mehr als 30.000 Teilnehmern. Anlass der Proteste war die ab Montag in Madrid tagende Weltklimakonferenz. Die Teilnehmer kritisieren das Klimapaket der Bundesregierung und fordern eine komplette Überarbeitung.

In Frankfurt am Main waren nach Angaben der Polizei 2.500 Menschen auf der Straße, laut Veranstaltern 8.000. Bereits bei vergangenen Demonstrationen zählte die Polizei zum Teil weniger Teilnehmer als die Veranstalter. In Kassel waren 3.000 Aktivisten unterwegs, in Hannover wurden mehr als 7.000 Demonstranten gezählt. In Dresden gingen nach Angaben der Organisatoren rund 6.000 Demonstranten auf die Straße.

Zum Auftakt des Aktionstages sprangen in Berlin rund 20 Umweltschützer in die Spree. Ziel war die symbolische Rettung eines im Wasser treibenden Klimapakets mit neuen Forderungen an die Politik. Im Anschluss sollte es an eingeladene Politiker übergeben werden. Fabian Gacon von der BUND-Jugend erklärte zur Aktion: "Echter Klimaschutz kann und darf nicht auf Freiwilligkeit der Kohlekonzerne beruhen." Er warf der Bundesregierung vor, ihrer internationalen Rolle im Klimaschutz nicht gerecht werden zu wollen.

Die Berliner Demonstration führte vom Brandenburger Tor durch das Regierungsviertel und zurück. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sprach sich für einen raschen und grundlegenden sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft aus. Die Arbeitnehmer wüssten, "dass es nur auf einem gesunden Planeten dauerhaft gute Arbeit geben wird", erklärte DGB-Chef Reiner Hoffmann.

In Frankfurt hielten die Aktivisten Plakate mit Aufschriften wie "Black Friday - our world is not for sale" in den Händen. Sie blockierten zeitweise die Einkaufsmeile Zeil. In Hamburg waren die Zufahrtstraßen zur Innenstadt komplett gesperrt. Autofahrer mussten erhebliche Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Auch in anderen Städten kam es zu Verkehrsbehinderungen.

Auf Verwirrung stieß bei einigen Aktivisten die Meldung, dass der Bundesrat Teile des Klimapaketes der Bundesregierung abgelehnt habe. Die Länder wollen Nachverhandlungen über die Kosten führen. Zu den Regelungen, die in den Vermittlungsausschuss gehen, zählen die Mehrwertsteuersenkung für Bahntickets, die Erhöhung der Pendlerpauschale, eine Mobilitätsprämie für Geringverdiener und Steuerermäßigungen für die energetische Sanierung von Eigenheimen und Elektro-Dienstwagen.

Deutschlandweit waren Aktionen in mehr als 500 Städten geplant, weltweit in etwa 150 Ländern. Zuletzt waren beim dritten globalen Klimastreik am 20. September nach Angaben der Bewegung in ganz Deutschland 1,4 Millionen Menschen zusammengekommen. In einigen Städten wie zum Beispiel in Hannover läuteten Kirchenglocken, um die Proteste zu unterstützen.

epd lde/cad jup