Freilassung von Whistleblowern in Afghanistan gefordert

Freilassung von Whistleblowern in Afghanistan gefordert

Dubai, Kabul (epd). Afghanistans Menschenrechtskommission hat die sofortige Freilassung der beiden Whistleblower in einem Kindesmissbrauchsskandal mit über 500 Opfern gefordert. Mohammed Mussa and Ehsanullah Hamidi waren am Donnerstag in der Hauptstadt Kabul vom afghanischen Nachrichtendienst festgenommen worden. Die Kommission appellierte an die Behörde, für den Schutz und die Sicherheit der beiden Aktivisten zu sorgen, wie der TV-Sender "Tolo News" am Dienstag berichtete.

Man sei sehr besorgt über die illegale Inhaftierung der beiden, hieß es. Menschenrechtler hatten herausgefunden, dass mindestens 546 Jungen an sechs Schulen in der östlichen Provinz Logar nahe Kabul unter anderem von Lehrern vergewaltigt wurden.

Mohammed Mussa and Ehsanullah Hamidi hatten über 100 Videos entdeckt, die den Missbrauch zeigten. Mitte November hatte die britische Zeitung "The Guardian" als erstes darüber berichtet. Danach wurden die beiden Aktivisten bedroht und mussten ihre Wohnungen verlassen. In Logar gab es Proteste gegen die beiden Männer, weil sie die "Ehre der Menschen in Logar beschmutzt hätten". Mehrere Opfer wurden von Familienangehörigen oder Tätern getötet.

Auch Amnesty International forderte die Freilassung von Mohammed Mussa and Ehsanullah Hamidi. Demnach wurden die beiden Menschenrechtler nach der Aufdeckung des Missbrauchs auch von lokalen Behördenvertretern bedroht. In der Gewalt des Geheimdienstes drohe ihnen nun Folter oder Misshandlung.

Sexueller Missbrauch ist in Afghanistan weit verbreitet. Die Praxis des "Bacha Bazi" (Jungenspiel) sieht vor, dass Jungen zwischen neun und 18 Jahren wie Mädchen angezogen werden und vor einer Gruppe von Männern tanzen müssen. Danach werden sie zu sexuellen Handlungen gezwungen. Erst seit 2018 gilt diese Form der Kinderprostitution im strafrechtlichen Sinne als Verbrechen. Unter dem Taliban-Regime war diese Praxis verboten und wurde mit dem Tode bestraft.