Missbrauchsfälle im Bistum Münster: Bischof Genn entschuldigt sich

Missbrauchsfälle im Bistum Münster: Bischof Genn entschuldigt sich

Münster/Köln (epd). Nach dem Bekanntwerden weiterer Fälle von sexuellem Missbrauch im katholischen Bistum Münster hat sich Bischof Felix Genn für entstandenes Unrecht entschuldigt. "In meiner Verantwortung als Bischof von Münster muss ich in diesem Fall deutlich sagen: Ich habe Fehler gemacht!", schreibt Genn in einem am Freitag verbreiteten Offenen Brief an die Gemeindemitglieder. So habe ihm die Einsicht gefehlt, dass ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Priester grundsätzlich nicht mehr seelsorgerlich eingesetzt werden dürfe.

Genn versicherte in dem Brief, dass verurteilten Missbrauchstätern künftig alle priesterlichen Dienste im Bistum untersagt werden. Auch werde er prüfen lassen, in welchem Umfang weitergehende Strafen wie Gehaltskürzungen oder andere Auflagen möglich seien: "Das ist die Leitschnur, für die ich stehe und die ich umsetzen werde."

Genn bezieht sich in dem Brief konkret auf zwei Fälle: So war ein Priester des Erzbistums Köln trotz zweimaliger Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs jahrzehntelang weiter seelsorgerisch tätig gewesen, darunter auch in Münster. Nach einer Bewährungsstrafe arbeitete der heute 85-Jährige den Angaben nach von 1989 bis 2002 als Altenheimseelsorger in Köln und in seinem Ruhestand bis 2015 als Ruhestandsgeistlicher.

Anfang November war zudem ein Missbrauchsfall in einer katholischen Gemeinde in Kevelaer öffentlich gemacht worden. Einem heutigen Pfarrer im Ruhestand wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Kaplan Mitte der 80er Jahr ein Mädchen über längere Zeit sexuell missbraucht zu haben. Seit 2010 ist das Bistum über den Fall informiert, auf Wunsch der Betroffenen war aber die Staatsanwaltschaft nicht informiert worden. Der Priester verstieß danach mehrfach gegen die Auflage des Bistums, keine großen öffentlichen Gottesdienste mehr zu halten. Inzwischen hat sich laut Bischof Genn eine weitere betroffene Frau gemeldet.

Das Bistum lässt derzeit den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester im Zeitraum von 1945 bis 2018 von Historikern der Universität Münster wissenschaftlich aufarbeiten.