Hunderte Menschen nach Unruhen in Äthiopien festgenommen

Hunderte Menschen nach Unruhen in Äthiopien festgenommen

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die äthiopische Polizei hat laut Medienberichten 359 Menschen in der Region des Oromo-Volkes festgenommen. Die Inhaftierten würden verdächtigt, in die Unruhen vergangene Woche involviert gewesen zu sein, berichtete der britische Sender BBC am Dienstag unter Berufung auf die Behörden. Polizeichef Kefyalew Tefera habe dem Sender gesagt, dass im Laufe der Ermittlungen noch weitere Personen festgenommen werden könnten.

Bei gewalttätigen Unruhen in der Region in der vergangenen Woche wurden demnach 67 Menschen getötet. Auslöser war offenbar die Aussage des einflussreichen Oromo-Aktivisten Jawar Mohamed, die Behörden wollten sein Leben gefährden, indem sie ihm den Personenschutz entzögen. Polizeichef Kefyalew sagte der BBC, es seien drei Kirchen und eine Moschee niedergebrannt worden.

In Äthiopien wird spekuliert, Jawar könnte bei der für kommendes Jahr geplanten Wahl kandidieren. Der Medien-Aktivist hat mehr als 1,7 Millionen Facebook-Abonnenten. Ministerpräsident Abiy Ahmed wirft ihm vor, mit seinem Oromia Media Network ethnische Spannungen zu schüren. Abiy ist ebenfalls Oromo.

Die Oromo sind die größte Volksgruppe im Vielvölkerstaat Äthiopien. Sie stellen etwa ein Drittel der 102 Millionen Einwohner. Für die politische Öffnung des Landes und den Friedensvertrag mit Eritrea erhält Ministerpräsident Abiy in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Er hatte politische Gefangene freigelassen und verbotene Medien erlaubt.