Leistung der Menschen im Osten nicht genügend beachtet

Leistung der Menschen im Osten nicht genügend beachtet
29.10.2019
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). Die frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vermisst rückblickend auf die deutsche Einheit eine Wertschätzung der Lebensleistung der Menschen im Osten. "Wir haben uns damals so wegschwemmen lassen von der Euphorie, dem Glück und der Zukunftshoffnung", sagte die frühere FDP-Politikerin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei sei nicht genügend beachtet worden, "was die Menschen im Osten unter miserablen Bedingungen eigentlich geleistet haben", sagte Schwaetzer, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

"Wenn es uns gelänge, in diesem Jahr deutlich zu machen, dass uns das leid tut - das fände ich gut", sagte Schwaetzer. Die Synode kommt am 10. November zu ihrer jährlichen Tagung in Dresden zusammen. Hauptthema der Tagung ist Frieden. Der 30. Jahrestag des Mauerfalls werde sich dabei wie ein roter Faden durch die Beratungen ziehen, sagte Schwaetzer. "Es drängt sich natürlich die Frage auf, was dazu geführt hat, dass es eine friedliche Revolution vor 30 Jahren war", sagte sie.

Thema sollen aber auch gewaltsame Konflikte und Spannungen in der Gesellschaft in Deutschland sein. "Es wird darum gehen, dass Frieden bei uns zu Hause anfängt und was die Kirche tun kann, um die Spaltung der Gesellschaft zu heilen", sagte sie. Die frühere Bauministerin appellierte dabei: "Die Kirche sollte zuhören, bevor sie predigt."

Die irrationalen Ängste, die verbreitet seien und nicht wegdiskutiert werden könnten, bräuchten ein offenes Ohr. Gleichzeitig müsse die Kirche die frohe Botschaft von der Liebe Gottes erlebbar werden lassen. "Konkret heißt das, in persönlichen Gesprächen, speziellen Segnungsgottesdiensten oder Andachten Ängste aufzugreifen", sagte Schwaetzer.