Rom (epd). Papst Franziskus hat das Vatikanische Geheimarchiv umbenannt. In einem am Montag veröffentlichten Erlass strich er die Bezeichnung "Geheim", da diese wegen der im Lauf der Jahrhunderte veränderten Bedeutung des lateinischen Begriffs zu Missverständnissen geführt habe. Das persönliche Archiv der Päpste heißt demnach künftig Vatikanisches Apostolisches Archiv.
Der lateinische Begriff "Secretum" habe zur Zeit der Gründung des Archivs bedeutet, dass es sich um "das private, abgetrennte, dem Papst vorbehaltene Archiv" handle, führt Franziskus in seinem Erlass aus. Entsprechende Bezeichnungen seien damals auch an Fürstenhöfen üblich gewesen. Heutzutage werde der Begriff vor allem im Zusammenhang mit dem Vatikan aufgrund seiner veränderten Bedeutung aber vielfach mit Vorstellungen von Verborgenem in Verbindung gebracht, das nicht offen gelegt und wenigen vorbehalten werden sollte.
An Aufbau und Funktionsweise des im 17. Jahrhundert gegründeten Archivs werde sich nichts ändern, betonte Franziskus in seinem Erlass in Form eines "Motu proprio". Darin wies er auf die schrittweise Öffnung der darin enthaltenen Dokumente für Forscher hin.
Im März kommenden Jahres werden auf seine Anweisung hin auch die Archivbestände aus dem Pontifikat von Papst Pius XII. (1876-1958) für Wissenschaftler zugänglich gemacht. Das damalige Oberhaupt der katholischen Kirche ist bis heute wegen seiner Haltung zum Holocaust umstritten. Anhänger und Kritiker von Pius erhoffen sich aus den Dokumenten weitere Klärung hinsichtlich seiner Haltung zum nationalsozialistischen Deutschland und zur Judenvernichtung.