Armutsrisiko für kinderreiche Familien seit 2011 gestiegen

Armutsrisiko für kinderreiche Familien seit 2011 gestiegen
Das Armutsrisiko für Familien mit mindestens drei Kindern wächst seit Jahren. Als Grund vermutet das Sozialministerium die gestiegene Zuwanderung.

Berlin (epd). Kinderreiche Familien sind häufiger von Armut bedroht als in den vergangenen Jahren. Die Armutsrisikoquote von Paaren mit drei oder mehr Kindern stieg in den Jahren 2011 bis 2018 von 22,4 auf 30 Prozent, wie aus einer Antwort des Arbeits- und Sozialministeriums auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt und über die zunächst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) berichtet hatten.

Die Risikoquote für Familien mit mindestens drei Kindern wuchs den Daten zufolge in den vergangenen sieben Jahren kontinuierlich um insgesamt 7,6 Prozentpunkte. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Armutsrisikoquote für die Gesamtbevölkerung lediglich um 0,5 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Das Sozialministerium führt die Entwicklung auf die gestiegene Zuwanderung zurück. Neu Zugewanderte sortierten sich Wissenschaftlern zufolge "zunächst eher am unteren Ende der Einkommensverteilung ein", schrieb die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD). Es sei plausibel, dass dies auch bei Paaren mit drei oder mehr Kindern eine Rolle spiele. Wissenschaftliche Untersuchungen lägen dazu allerdings nicht vor.

Die Staatssekretärin hob hervor, dass die Armutsrisikoquote eine "statistische Maßgröße für die Einkommensverteilung" sei und nichts über die individuelle Bedürftigkeit einer Familie aussage. Die von den Statistikämtern in Bund und Ländern errechnete Quote basiert auf einer jährlichen amtlichen Befragung von Haushalten, dem sogenannten Mikrozensus.

Die Linken-Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann warf der Bundesregierung vor, sie spiele benachteiligte Gruppen gegeneinander aus. Armut von Familien sei "politisch verursacht". Kinderreiche Familien seien auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und ihnen fehlten Betreuungsangebote, sagte Zimmermann dem epd. Vor allem seien die staatlichen Leistungen zu gering. Nötig seien eine eigenständige Grundsicherung für Kinder und "gute Löhne".