Helferin: Gesundheitssituation in Nordsyrien stark verschlechtert

Helferin: Gesundheitssituation in Nordsyrien stark verschlechtert
22.10.2019
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M., Erbil (epd). In Nordsyrien hat sich die Gesundheitssituation laut dem "Kurdischen Roten Halbmond" seit Beginn der türkischen Militäroperation stark verschlechtert. "Viele Sanitäter sind in die Gebiete gefahren, wo es Schwerverletzte gab, um sie zu versorgen", sagte die Nordsyrien-Projektleiterin der Hilfsorganisation, Fee Baumann, in Erbil (Nordirak) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Kliniken in Nordsyrien hätten sich in den vergangenen Tagen auf Notfälle konzentriert: "Die allgemeinmedizinische Versorgung leidet sehr darunter." Auch einige der insgesamt 900 in Nordsyrien stationierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des "Kurdischen Roten Halbmondes" seien geflohen.

Besonders prekär sei die Lage im Flüchtlingslager Al-Hol mit etwa 65.000 Menschen. Dort droht nach den Worten der humanitären Helferin der Zusammenbruch der Gesundheitsdienste. Die medizinische Hilfe für die Flüchtlinge, darunter auch Anhängerinnen und Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), sei auf das "minimalste runtergeschraubt". Baumann: "Wir haben keine Ärzte oder Chirurgen mehr vor Ort, sondern nur noch Pflegepersonal und können keine Notoperationen mehr durchführen."

Dennoch sei es angesichts der schlechten Versorgung in Al-Hol "erstaunlich ruhig", betonte die humanitäre Helferin, die Syrien am 14. Oktober wegen der türkischen Militäroperation verlassen hatte. Zwar gebe es Auseinandersetzungen, Demonstrationen und kleinere Angriffe auf Sicherheitskräfte und Helfer. "Aber das war schon vorher so."

Baumann erhob schwere Vorwürfe gegen die Türkei. Zumindest in der Grenzstadt Ras al-Rain hätten die türkische Armee und mit ihr verbündete Milizen die am Donnerstag vereinbarte Waffenruhe zunächst nicht eingehalten. "Da gingen die Attacken mit Luftangriffen weiter und auch Scharfschützen waren unterwegs, die auf alles geschossen haben, was sich auf die Straße bewegt hat", sagte Baumann.

Seit Samstag habe sich die Situation allerdings entspannt, seit drei Tagen sei es ruhig. Zugleich warnte Baumann vor den längerfristigen Folgen der türkischen Militäroperation: Selbst wenn die Türkei sich zurückziehe, würden die mit ihr verbündeten Milizen in der Region zurückbleiben. "Das heißt, die ganze Sicherheitssituation hat sich verschärft." Der "Kurdische Rote Halbmond" wird von der Frankfurter Hilfsorganisation medico international unterstützt. Er gehört nicht zur Internationalen Föderation der Rotkreuz-und Rothalbmondgesellschaften.