Altbischof Noack: Entbürgerlichung des Ostens ist Erbe der DDR

Altbischof Noack: Entbürgerlichung des Ostens ist Erbe der DDR

München (epd). Der Magdeburger Altbischof Axel Noack wendet sich gegen Pauschalurteile über die politische Einstellung Ostdeutscher. "Dass Ostdeutsche rechts sind, weil sie Ostdeutsche sind, halte ich für Unsinn", sagte Noack der "Süddeutschen Zeitung" (Feiertagsausgabe zum 3. Oktober). Doch fehle im Osten des Landes die Mitte. "Da darf man sich über die Wahlergebnisse nicht wundern", sagte der evangelische Theologe.

"Die Menschen sind hier nicht anders als im Westen, aber sie leben in einer anderen Zusammensetzung", sagte Noack in einem Interview zum Tag der Deutschen Einheit. Es seien bis 1961 Hunderttausende in den Westen gegangen, es hätten dann trotz der Mauer viele DDR-Bürger das Land verlassen, nach 1989 wieder Hunderttausende. "Es sind die Bürgerlichen gegangen, viele aus unseren Kirchengemeinden", sagte der 69-Jährige: "Die Entbürgerlichung des Landes ist ein bleibender Erfolg der DDR."

Nach 1990 seien von all den Beamten und Wirtschaftsfachleuten aus dem Westen, die die Zivilgesellschaft im Osten stärken könnten, nur wenige geblieben. "Nach der Pensionierung gehen fast alle wieder zurück in den Westen", sagte Noack, der von 1997 bis 2008 Bischof der Kirchenprovinz Sachsen und bis Mitte 2009 der fusionierten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland war.

epd kfr