Kirche in Faßberg tauscht alte NS-Glocke aus

Kirche in Faßberg tauscht alte NS-Glocke aus
Die evangelische Kirchengemeinde Faßberg bei Celle hat am Sonntag ihre umstrittene Hakenkreuz-Glocke aus der NS-Zeit gegen eine neue ausgetauscht. Der Lüneburger Regionalbischof Dieter Rathing weihte die neue Glocke, die nur mit einem schlichten christlichen Kreuz verziert ist, mit einem Gottesdienst in der Michaelkirche.

Mit dem Austausch der Glocke habe der Kirchenvorstand eine klare und mutige Entscheidung getroffen, die er sehr begrüße, betonte Rathing: "Damit ist der Ton gesetzt, unter dem alle weitere Aufarbeitung der belasteten Vergangenheit in der Kirchengemeinde fortgesetzt werden möge."

10.000 Euro für neue Glocke

Die neue, 203 Kilogramm schwere Glocke läutete in dem Gottesdienst zum ersten Mal. Sie kostete rund 10.000 Euro, die von der hannoverschen Landeskirche getragen werden. Die bisherige, inzwischen abgehängte Glocke stammt noch aus der Gründungszeit der Kirche im Jahr 1938. Sie ist mit zwei Hakenkreuzen und einem Adler der Luftwaffe versehen, was vor zwei Jahren für heftige Konflikte in der Gemeinde sorgte. Die heutige Michaelkirche in Faßberg war 1938 als Militärkirche für die deutsche Luftwaffe errichtet worden. Der ganze Ort in Südheide entstand in den 1930er Jahren durch den Bau des Fliegerhorstes Faßberg.

Die Hakenkreuze auf der Stahlglocke wurden 2017 bei Nachforschungen der Landeskirche entdeckt. Daraufhin beschloss der Kirchenvorstand, die Glocke abzuhängen. Dagegen formierte sich im Ort jedoch Widerstand: Die Gruppe "pro Glocke" sammelte rund 1.600 Unterschriften für einen Verbleib der Glocke. Sie stellte ihre Bemühungen jedoch später wieder ein.

Die neue Glocke wurde vor wenigen Wochen von der Firma Rincker im hessischen Sinn bei Gießen gegossen, die schon Glocken für den Wormser Dom und den Hamburger Michel fertigte. Die alte Glocke soll als Mahnmal vor Ort bleiben. Sie liegt zurzeit noch auf dem Dachboden der Kirche. Nach dem geplanten Umbau des Gemeindehauses solle für sie ein angemessener Ort gefunden werden, an dem auch ihr geschichtlicher Hintergrund dargestellt werde, sagte Pastor Michael Köhler: "So vermeiden wir, dass sie zu einem Wallfahrtsort für Ewiggestrige wird."