Ministerium: Mehr Arbeitnehmer fühlen sich gestresst

Ministerium: Mehr Arbeitnehmer fühlen sich gestresst

Essen, Berlin (epd). Vier von zehn Arbeitnehmern in Deutschland klagen über eine wachsende Belastung im Job. Mehr als jeder dritte (38 Prozent) der abhängig Beschäftigten ist der Meinung, dass Stress und Arbeitsdruck in den letzten zwei Jahren zugenommen haben, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Mit zunehmendem Alter steige der Anteil der gestressten Arbeitnehmer, vor allem Beschäftigte zwischen 50 und 54 Jahren berichteten häufig (44 Prozent) von einer Zunahme der Belastung.

Zuerst hatten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag) über die Daten berichtet. Besonders deutlich gestiegen ist der Druck demnach etwa bei Banken und Versicherungen, in den Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch in Behörden, bei Polizei und Justiz. Dort beklage fast jeder Zweite eine Zunahme der Belastung in den letzten beiden Jahren. Grundlage des Berichts ist die Erwerbstätigenbefragung 2018 der in Dortmund ansässigen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, für die mehr als 17.500 Menschen befragt wurden.

Der Statistik zufolge fühlen sich die Arbeitnehmer von Tätigkeiten wie Multitasking gestresster als noch vor zehn Jahren. Mehr als jeder Zweite (60 Prozent) berichtet davon, dass er häufig verschiedene Arbeiten gleichzeitig im Auge behalten muss - dieser Wert ist seit Jahren in etwa gleich geblieben. Mittlerweile finden das aber mehr Menschen belastend: 33 Prozent im Jahr 2018 gegenüber 24 Prozent in 2006. Ähnliches zeigt sich mit Blick auf Termin- und Zeitdruck und Störungen bei der Arbeit, wie es heißt.

Für jeden vierten Befragten (26 Prozent) ist die Arbeit bis in Einzelheiten vorgeschrieben - auch dieser Wert veränderte sich seit 2006 nur um wenige Prozentpunkte. Jedoch finden wieder mehr Arbeitnehmer die kleinteiligen Vorschriften als belastend: 34 Prozent im Jahr 2018 im Gegensatz zu 25 Prozent in 2006. Die Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten nehmen ab, fasste das Ministerium die Statistik zusammen. Weniger als ein Drittel der Befragten hätten zudem Einfluss auf die zugewiesene Arbeitsmenge.

Aus Kreisen des Bundesarbeitsministeriums hieß es am Samstag, psychische Gesundheit in der Arbeitswelt sei und bleibe ein zentrales Thema. Im Arbeitsschutzgesetz gebe es etwa das Instrument der Gefährdungsbeurteilung, mit dem Betriebe Risiken erkennen, beseitigen oder minimieren könnten. Bisher nutze das aber nur etwa die Hälfte aller Betriebe.

Der zuständige Staatssekretär Björn Böhning forderte, die Betriebe müssten aktiv werden und die Gefährdungsbeurteilung anwenden. "Das tun bisher bei psychischer Belastung die wenigsten Betriebe", teilte er dem epd mit. Zudem müsse die zentrale Aufsicht gestärkt werden.

Auch die arbeitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Jutta Krellmann, sprach sich für mehr Arbeitsschutzkontrollen aus. "Arbeitsdruck macht krank und muss abgestellt werden", sagte sie den Funke-Zeitungen. "Außerdem muss endlich eine Anti-Stress-Verordnung her." Nötig seien klare und verbindliche Richtlinien, um psychische Belastungen bei der Arbeit einzudämmen, forderte sie.