Misereor-Geschäftsführer: "Amazonien hat eine Lungenentzündung"

Misereor-Geschäftsführer: "Amazonien hat eine Lungenentzündung"

Fulda (epd). Kurz vor Beginn der Amazonas-Synode in Rom hat der Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, die prekäre Lage Amazoniens angeprangert. "Die Region ist zerrieben zwischen diversen Interessen", sagte Spiegel am Mittwoch während der Herbst-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. "Amazonien hat eine Lungenentzündung. Wälder in Amazonien brennen", sagte er. Völker und Menschen in der Region würden aus ihrer Heimat vertrieben.

Auch Kaufentscheidungen in Deutschland hingen mit dem Leben dort zusammen: "Unsere Autos fahren mit Eisen aus Amazonien, auf unseren Tellern liegt Fleisch aus Amazonien. Amazonien ist sozial, kulturell und ökologisch bedroht", warnte Spiegel. Die Amazonas-Synode beginnt am 6. Oktober in Rom. Sie ist eine Sonderversammlung von Bischöfen und Ordensvertretern aus Ländern der Amazonasregion im Vatikan - auch Spiegel wird an der Synode teilnehmen. Misereor unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 100 Projekte lokaler Partner in Amazonien mit insgesamt rund zehn Millionen Euro pro Jahr.

Auf der Synode würden sowohl ökologische, als auch pastoraltheologische Themen behandelt, teilte der für Lateinamerika zuständige Essener Bischof Franz-Josef Overbeck vor. Denn in der Amazonas-Region ist die katholische Kirche mit einem gravierenden Priestermangel konfrontiert. In Europa beträgt das Verhältnis der Zahl der Priester zur Anzahl der Katholiken eins zu 1.617, in Südamerika eins zu 7.200, wie Overbeck sagte. Daher befasst sich die Bischofssynode in Rom auch mit Methoden, um dem Priestermangel zu begegnen. Es gehe nicht darum, den Zölibat abzuschaffen, sagte der Bischof. Doch müsse die Frage, in welcher Form verheiratete Männer, sogenannte viri probati, vor Ort predigen und Sakramente spenden dürften, in Rom diskutiert werden. Overbeck betonte jedoch, dass diese Diskussionen erst einmal nur die Amazonasregion beträfen und sich nicht auf Deutschland übertragen ließen.

Spiegel, der 15 Jahre lang als Pfarrer in Brasilien gearbeitet hat, berichtete, dass an manchen Orten im Regenwald Priester nur einmal im Jahr ein Messe feiern könnten. Er selbst habe ein Gebiet mit 40.000 Gläubigen betreut und zur Regenzeit manche Orte nur auf einem Esel reitend oder zu Fuß erreichen können. "Die geografischen Entfernungen haben auch zu pastoraler Entfernung geführt", sagte Spiegel.