Verbraucherschützer: Klima-Vorschläge sind bisher nicht konkret genug

Verbraucherschützer: Klima-Vorschläge sind bisher nicht konkret genug
19.09.2019
epd
epd-Gespräch: Bettina Markmeyer

Berlin (epd). Mehr Klimaschutz beim Heizen ist nach Ansicht von Verbraucherschützern nur mit erheblicher staatlicher Unterstützung erreichbar. Abwrackprämien für alte Öl- und Gasheizungen müssten Hand in Hand gehen mit einem zusätzlichen Steuerbonus zur energetischen Gebäudesanierung, sagte der Experte für Energie und Bauen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, Thomas Engelke, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Zudem müsse es Härtefallregelungen für Privathaushalte geben, die sich den Umbau sonst nicht leisten könnten.

Die Klima-Papiere der Koalitionspartner enthielten zwar "eine Menge Ideen", sagte Engelke: "Aber die sind nicht konkret genug." Einen Tag vor den abschließenden Beratungen sei weiter offen, ob daraus ein sinnvolles Klimapaket werde. Wenn die Maßnahmen nicht mit ausreichend hohen Mitteln hinterlegt würden, "dann haben Union und SPD zwar Aktionismus gezeigt - aber der bliebe wirkungslos", sagte Engelke.

Entscheidend sei, dass die staatlichen Fördermaßnahmen so aufeinander abgestimmt seien, "dass man zu Heizungen kommt, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden und dass insgesamt deutlich weniger Heizenergie verbraucht wird", erklärte Engelke. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, um die energetische Sanierung von Häusern zu fördern sowie eine Senkung des Strompreises für private Verbraucher um mindestens zehn Prozent.

Engelke sagte, um die Quoten für den Austausch alter Heizungen tatsächlich zu erhöhen, müssten mehrere Voraussetzungen stimmen: Zusätzlich zur Abwrackprämie müsse die energetische Gebäudesanierung stärker gefördert werden und der Strompreis sinken, damit etwa eine Wärmepumpe eingebaut werde, mit der ein Haus effizient, klimaschonend und kostengünstig beheizt werden könne.

Verbraucher dürften nicht allein die Verantwortung für mehr Klimaschutz tragen müssen, sagte Engelke. Zusätzliche Belastungen etwa durch eine CO2-Bepreisung müssten "eins zu eins", an sie zurückgegeben werden. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Privathaushalte zur Kasse gebeten würden für Aufgaben, die der Staat oder die Industrie bewältigen müssten.

Der Betrieb von Gebäuden ist in Deutschland mit einem Anteil von rund 30 Prozent am Ausstoß von CO2 beteiligt, einen Großteil verursacht das Heizen. Nach dem Klimaschutzplan der Bundesregierung müssen die Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 um zwei Drittel gegenüber 1990 sinken. Am Freitag will die Koalition ein Klimapaket vorlegen, das die Erreichung der deutschen Klimaziele bis 2030 garantieren soll.