EKD-Ratsvorsitzender hofft auf Durchbruch in Ökumene

EKD-Ratsvorsitzender hofft auf Durchbruch in Ökumene
Bedford-Strohm: Engagement der Kirchen für Flüchtlinge macht Christen glaubwürdiger
Blick in die Zukunft: Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm hofft auf eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft im Jahr 2021. Er hat sogar eine "Vision" von einer "sichtbaren Einheit der Kirchen in versöhnter Verschiedenheit" bereits 2030.

Bensheim (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich optimistisch zur Zukunft der Ökumene und zu einem gemeinsamen Abendmahl von Protestanten und Katholiken geäußert. Dass die Christen "auf dem Weg zum ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 so große Fortschritte machen, dass auch eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft möglich ist, ist jedenfalls nicht auszuschließen", sagte der bayerische Landesbischof am Dienstag im südhessischen Bensheim. "Man darf ja träumen", fügte der Repräsentant von rund 21 Millionen evangelischen Christen in Deutschland hinzu.

Zugleich warb Bedford-Strohm auf einem Empfang im Konfessionskundlichen Institut der evangelischen Kirche für mehr Engagement der Kirchen beim Einsatz für Flüchtlinge im Mittelmeer. Dies trage zu deren Glaubwürdigkeit bei. Der evangelische Kirchentag im Juni in Dortmund hatte in einer Resolution ein kirchliches Rettungsboot gefordert. Der Rat der EKD will sich im September mit dem Thema befassen.

Dazu sagte der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm: "Wir werden uns für die Entscheidungen im Hinblick auf den Kirchentagsimpuls so viel Zeit nehmen, wie wir für eine gründliche Prüfung brauchen." Eine solche Entscheidung werde Konsequenzen bei Menschen haben, die Zweifel am glaubwürdigen Engagement der Kirche "für die Menschen und insbesondere für die Schwächsten haben."

Er habe noch nie so viele zustimmende Mails, Facebook-Nachrichten und Briefe bekommen "wie seit meinem Besuch bei der 'Seawatch'-Crew in Sizilien und dem daran anschließenden Palermo-Appell", sagte Bedford-Strohm. Mit dem "Palermo-Appell" von Anfang Juni wurde ein kurzfristiger Verteilmechanismus für im Mittelmeer gerettete Bootsflüchtlinge gefordert. Bedford-Strohm hatte den Appell gemeinsam mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, veröffentlicht.

Beim Thema Ökumene ging Bedford-Strohm noch einen Schritt weiter: "Geben wir uns einen Moment lang der Hoffnung hin, dass im Jahr 2030, dem 500. Jahr der Verlesung der Confessio Augustana, mit der die Kirchentrennung eine Tatsache wurde, die sichtbare Einheit der Kirchen in versöhnter Verschiedenheit da ist und wir gemeinsam zum Mahl am Tisch des Herrn versammelt sind", sagte er vor Repräsentanten mehrerer theologischer Institute. Das Augsburgische Bekenntnis von 1530 (Confessio Augustana) gehört zu den wichtigsten Bekenntnisschriften und Glaubensdokumenten vor allem der evangelisch-lutherischen Kirchen.

Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf rief auf dem Ökumene-Empfang Katholiken und Protestanten zu mehr Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen aus. Die Christen beider Konfessionen dürften nicht nebeneinanderher arbeiten, das gelte vor allem angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen. In diesen Umstrukturierungsprozessen brauche die Ökumene "einen festen Ort".

Das Jahr 2021 wird in Deutschland ganz besonders von der Ökumene bestimmt: Der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt am Main ist das dritte Großtreffen dieser Art nach Berlin 2003 und München 2010. Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) - das höchste Leitungsgremium des Weltkirchenrates - trifft sich 2021 in Karlsruhe, nach 2006 im brasilianischen Porto Alegre und 2013 im südkoreanischen Busan. Dazu werden mehr als 3.000 ökumenische Gäste aus aller Welt erwartet.

"Was wir jetzt jedenfalls erleben, ist eine 'Ökumene auf dem Weg'", fügte Bedford-Strohm hinzu: "Ich bete darum, dass der Heilige Geist uns zugleich Beine macht und den nötigen Rückenwind gibt." Dass in Folge dieses Jahres "nach einem Auf und Ab und mancher Sorge um einen neuerlichen ökumenischen Stillstand" am Ende doch auch konkrete Erleichterungen für die gemeinsame Eucharistie von konfessionsverschiedenen Ehen zwischen Katholiken und Protestanten möglich wurden, habe ihn sehr gefreut.

Das Konfessionskundliche Institut wurde 1947 in Bensheim an der Bergstraße gegründet, wo es bis heute seinen Sitz hat. Es ist das ökumenewissenschaftliche Arbeitswerk der EKD und eine Einrichtung des Evangelischen Bundes. Die Einrichtung agiert als unabhängige Beratungsinstanz für evangelische Institutionen in allen Fragen der Ökumene.