Rettungsschiff "Eleonore" in sizilianischen Hafen eingelaufen

Rettungsschiff "Eleonore" in sizilianischen Hafen eingelaufen

Rom (epd). Das deutsche Seenotrettungsschiff "Eleonore" ist mit über 100 Flüchtlingen an Bord in den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo eingelaufen. "Das Schiff wird jetzt beschlagnahmt", teilte Kapitän Claus-Peter Reisch am Montag auf Twitter mit, während die Ausschiffung der Migranten vorbereitet wurde.

Reisch hatte zuvor nach einem heftigen Gewitter und Überflutungen an Bord den Notstand ausgerufen. "Die lebensbedrohliche Lage an Bord zwingt mich, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen", schrieb Reisch in dem Kurznachrichtendienst. Die Zustände an Bord des nur 46 Quadratmeter großen Schiffs seien nach rund einer Woche auf See nicht mehr tragbar. Die Häfen in den nächstgelegenen Ländern Italien und Malta hatten es dem Rettungsschiff bislang untersagt, in einem ihrer Häfen einzulaufen.

Nachdem die "Eleonore" trotz Verbots in italienische Gewässer eingefahren war, erklärte der italienische Innenminister Matteo Salvini, Gesetze und Grenzen müssten respektiert werden. Ein sogenanntes Sicherheitsdekret sieht hohe Strafen für Flüchtlingsretter vor. "Wenn jemand meint, dass er ohne Konsequenzen drauf pfeifen kann, hat er sich getäuscht und sich im Minister geirrt." Er werde weiterhin alles tun, um Italien zu verteidigen.

Die Crew der "Eleonore" hatte die Flüchtlinge am vergangenen Montag vor der Küste Libyens aus Seenot geborgen. Die meisten Geretteten stammen nach Angaben der Hilfsorganisation aus dem Sudan. Unter ihnen sind 30 Minderjährige, vier davon sind unter zehn Jahre alt.

Die zehnköpfige Crew der "Eleonore" war erst wenige Tage vorher zu ihrem ersten Rettungseinsatz aufgebrochen. Das erste Schiff der Organisation, die "Lifeline", war im vergangenen Sommer in Malta beschlagnahmt worden. Die Organisation rief am Montag zu Spenden auf, da nach der Beschlagnahmung der "Eleonore" nun für ein weiteres Schiff gesorgt werden müsse.

Dei "Lifeline" hatte mit 234 geretteten Flüchtlingen an Bord erst nach tagelanger Irrfahrt in Malta anlegen dürfen. Kapitän Reisch wurde mit der Begründung angeklagt, das Schiff falsch registriert zu haben. Ein Gericht in der maltesischen Hauptstadt Valletta verurteilte den 58 Jahre alten Kapitän Mitte Mai zu 10.000 Euro Geldstrafe. Gegen das Urteil hat Reisch Revision eingelegt.