Regenwald-Brände: Bolsonaro will keine internationale Einmischung

Regenwald-Brände: Bolsonaro will keine internationale Einmischung

Berlin, São Paulo (epd). Der ultrarechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro verbittet sich Ratschläge zum Umgang mit den verheerenden Waldbränden im Amazonas-Regenwald. Dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der vorgeschlagen hatte, die Brände und die Abholzung des Waldes zum Thema des G7-Treffens zu machen, warf er am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter "kolonialistisches Denken" vor. Der G7-Gipfel findet von Samstag bis Montag im französischen Biarritz statt.

Der französische Präsident hatte die Waldbrände zuvor auf Twitter als "internationale Krise" bezeichnet. "Unser Haus brennt", schrieb Macron am Donnerstagabend und rief die Mitglieder des G7-Treffens auf, das Thema ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen.

Bolsonaro erklärte, Macron instrumentalisiere interne Angelegenheiten für seine persönliche Politik. Es sei "schamlos", wenn ein ausländischer Staatschef von "unserem Amazonas" spreche, empörte sich Brasiliens rechtsextremer Staatschef. Seine Regierung sammle Informationen über die Ursache der Waldbrände. Er gab zu, dass Agrarproduzenten verdächtigt würden, die Feuer auszunutzen.

Innerhalb von 48 Stunden brachen nach Angaben der Zeitung "Folha de São Paulo" fast 2.500 neue Feuer aus. In den meisten Fällen seien Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und in indigenen Gebieten brenne es. Besonders betroffen ist dem Bericht zufolge unter anderem der Bundesstaat Mato Grosso, in dem vor allem Rinderzucht betrieben wird.

Nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa besteht ein Zusammenhang zwischen der illegalen Abholzung des Amazonas und dem Ausbruch der Feuer. Satellitenbildern zufolge habe die Abholzung in den Regionen zugenommen, in denen das Feuer ausgebrochen ist. Den Forschern zufolge gebe es über dem Amazonas Wolkenbildungen, die es ansonsten nur bei Vulkanausbrüchen gibt.

Nach der internationalen Kritik rief Bolsonaro eine Krisensitzung ein und verpflichtete alle Ministerien, Maßnahmen zur Bekämpfung der Waldbrände zu ergreifen. Für Freitag haben Umweltschutzorganisationen in 40 brasilianischen Städten zu Massenprotesten gegen die Amazonaspolitik unter Bolsonaro aufgerufen.

Bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres hatte Bolsonaro angekündigt, Schutzgebiete im Amazonasgebiet für die wirtschaftliche Ausbeutung freizugeben. Experten erwarten in diesem Jahr einen Anstieg um insgesamt 45 Prozent der illegalen Abholzung des Amazonas-Regenwaldes im Vergleich zum Vorjahr. Derzeit verschwindet im Amazonasgebiet eine Waldfläche von bis zu drei Fußballfeldern pro Minute.