Schuster für Führungen in KZ-Gedenkstätten auch in arabischer Sprache

Schuster für Führungen in KZ-Gedenkstätten auch in arabischer Sprache

Berlin (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich dafür ausgesprochen, in KZ-Gedenkstätten auch Führungen in arabischer Sprache anzubieten. In der Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern gebe es bereits entsprechende Überlegungen, sagte Schuster der "Welt am Sonntag": "Dies sollte auf alle KZ-Gedenkstätten ausgeweitet werden." Verpflichtende Besuche von Schulklassen in Gedenkstätten für NS-Opfer bezeichnete er als wichtig, soweit diese didaktisch vor- und nachbereitet würden.

Mit Blick auf verschiedene Formen des Judenhasses sagte Schuster, er sehe "nach wie vor im rechtsextremistisch, rechtspopulistischen Antisemitismus die größte Gefahr für dieses Land und die Juden". Anhand vieler Untersuchungen sei bekannt, dass jeder fünfte Deutsche antijüdische Ressentiments hege. Es handele sich um einen Antijudaismus, der seit Jahrhunderten weitergegeben werde. "Er bedeutet nicht unbedingt, dass derjenige, der diese Vorurteile hat, rechtsextrem ist", betonte er. "Dennoch begreife ich diesen tradierten Antisemitismus als eine der Vorstufen zum Rechtspopulismus."

Schuster zeigte sich besorgt über die Entwicklung der AfD. Die Partei sei seiner Meinung nach "viel enger mit dem Rechtsextremismus verwoben, als sie es nach außen darstellt", sagte er. Sie schüre Ängste und fördere ein Klima der Ausgrenzung von Minderheiten. Die AfD verbinde antisemitische Vorfälle mit populistischer Propaganda, "um generell gegen Minderheiten zu hetzen, und schürt damit ein Klima letztlich auch gegen Juden".

Im Umgang mit islamistisch motiviertem Antisemitismus gehe es nicht allein um die Bekämpfung von Judenfeindlichkeit, erklärte der Zentralratspräsident. "Hier geht es darum, dass alle Menschen, die nach Deutschland kommen, hier nach unseren Werten leben, also die Gleichberechtigung von Mann und Frau anerkennen, sich gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus wenden, den Rechtsstaat anerkennen und die Vielfalt sexueller Orientierungen akzeptieren", betonte er. Dieses Wertesystem zu vermitteln sei grundlegend bei allen Maßnahmen zur Integration.

epd mih