Sozialpsychologin: AfD bedient Interessen der Wohlhabenden

Sozialpsychologin: AfD bedient Interessen der Wohlhabenden

Frankfurt a. M. (epd). Die AfD handelt laut der Trierer Sozialpsychologin Eva Walther entgegen der Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler. Menschen in prekären Arbeitssituationen wählen die AfD, die Partei bediene aber eher die Wohlhabenden, sagte Walther am Freitag im Deutschlandfunk.

Dies liege darin begründet, dass die AfD insgesamt eine heterogene Partei sei und deswegen widersprüchliche Wahlprogramme aufweise: "Zwischen der neo-liberalen Alice Weidel und Björn Höcke liegen Welten," sagte die Wissenschaftlerin. So werbe die Partei mit einer "Mixtur sozialer Aspekte" wie kostenlosen Tickets im öffentlichen Nahverkehr für Schüler und Senioren und "neoliberalen Wirtschaftsideen" wie einer Steuerobergrenze. Bei allen Themen gehe es aber stets auch um Zuwanderung.

Insgesamt vermittle die AfD ein unterkomplexes Bild der gesellschaftlichen Probleme und ziele damit auf die Emotionalität und unbefriedigte Bedürfnisse der Menschen ab, sagte Walther. Besonders angesprochen fühlten sich der Professorin zufolge zum einen Ostdeutsche, die sich seit der Wende als Menschen zweiter Klasse fühlten. Die AfD verspreche diesen Menschen Aufwertung durch die Abwertung von Minderheiten wie Migranten und Geflüchteten.

Zum anderen versprächen sich verunsicherte Konservative eine Rückkehr zu einer heilen "Vater-Mutter-Kind-Familienwelt." Eine Aufwertung ihrer Männlichkeit durch "Selbstheroisierung als Retter der Nation" erhofften sich Männer, die durch die Liberalisierung der Gesellschaft keinen Platz mehr für sich sähen. Außerdem spricht die Partei laut Walther viele Nicht-Wähler an, die sich freuen, dass der Politik nun endlich "der Marsch geblasen" werde. Das suggeriere verunsicherten Menschen ein Gefühl von Kontrolle.

Rund drei Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen steht die AfD in aktuellen Umfragen mit 25 Prozentpunkten als zweitstärkste Kraft knapp hinter der CDU. Auch in Brandenburg und Thüringen wird in diesem Jahr ein neuer Landtag gewählt.

epd bay