Indiens Regierung verspricht wirtschaftlichen Aufschwung für Kaschmir

Indiens Regierung verspricht wirtschaftlichen Aufschwung für Kaschmir
Vereinte Nationen «tief beunruhigt» über Lage in der umstrittenen Region

Dubai, Neu-Delhi (epd). Indiens Premierminister Narendra Modi hat eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in der Krisenregion Kaschmir versprochen. Nach der Entscheidung, den Sonderstatus des Bundesstaates abzuschaffen und die mehrheitlich muslimische Region vollständig in den indischen Staat zu integrieren, versprach der 68-jährige Regierungschef in einer Rede an die Nation am Donnerstag "eine neue Ära" für das Gebiet, wie der indische TV-Sender "News 18" berichtete.

Die Vereinten Nationen zeigten sich hingegen "tief besorgt" über die Lage in der Kaschmir-Region, wo weiterhin Ausgangsverbote und Kommunikationssperren bestehen. Über 500 Menschen, darunter auch Universitätsprofessoren und Geschäftsleute, sind inhaftiert worden. Das Oberste Gericht in Neu-Delhi lehnt eine Verhandlung über die Verfassungsmäßigkeit der Regierungsentscheidung zu Kaschmir ab. Das Nachbarland Pakistan setzte aus Protest den bilateralen Handel mit Indien aus.

Das Kaschmir-Gebiet ist seit mehr als sieben Jahrzehnten Streitpunkt zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Die verfeindeten Atommächte haben bereits drei Kriege um Kaschmir geführt.

Modi erklärte, dass der bisher geltende Sonderstatus die wirtschaftliche Entwicklung des Kaschmir-Tals behindert und Terrorismus und Korruption gefördert habe. Zudem habe Pakistan den Status ausgenutzt, um "anti-nationalstische Gefühle" bei der Bevölkerung zu erzeugen. "Nun hat jeder in unserer Nation die gleichen Rechte und Pflichten", sagte Modi.

Der UN-Sprecher für Menschenrechte in Genf, Rupert Colville, warnte, die jüngsten Einschränkungen könnten die Menschenrechtslage in Kaschmir verschlechtern. Er kritisierte dabei die Medien- und Kommunikationssperre sowie weitreichende Ausgangsbeschränkungen für die mehrheitlich muslimische Bevölkerung. Auch am Donnerstag blieb die Lage in der Region angespannt.

Am Dienstag hatte das indische Parlament in Neu-Delhi die Rücknahme der Sonderrechte des Bundesstaates Jammu und Kaschmir und die Teilung des Gebietes beschlossen. Es ist eine der weitreichendsten Verfassungsänderungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947.

Die Entscheidung hat Indien und Pakistan auf einem gefährlichen Konfrontationskurs gebracht. Indien hat in den vergangenen Tagen rund 46.000 weitere Sicherheitskräfte in Kaschmir stationiert. Pakistan will seinen neuen Botschafter nicht nach Neu-Delhi schicken und bereitet die Ausweisung indischer Diplomaten aus Pakistan vor. Ein Express-Zug aus Indien wurde am Wagah-Grenzübergang gestoppt. Im September will die pakistanische Regierung die Angelegenheit vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringen.