Indien hebt Sonderstatus von Kaschmir auf

Indien hebt Sonderstatus von Kaschmir auf

Dubai, Neu-Delhi (epd). Die Spannungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan um die Krisenregion Kaschmir spitzen sich weiter zu. Indiens Regierung hob am Montag mit sofortiger Wirkung den Sonderstatus von Kaschmir auf, der dem Gebiet eine Reihe von Autonomierechten zusicherte. Nachdem Innenminister Amit Shah im Parlament von Neu-Delhi das Dekret des Präsidenten verkündete, kam es zu tumultartigen Szenen in der Volksvertretung, wie indische TV-Sender berichteten.

Am Montag früh war ein Versammlungsverbot für den indischen Teil von Kaschmir erlassen worden. Schulen, Universitäten und Verwaltungen blieben vorerst geschlossen. Telefonleitungen und Internetverbindungen wurden unterbrochen. Gleichzeitig stellte die Zentralregierung in Neu-Delhi führende Politiker in Kaschmir unter Hausarrest. Zuvor hatte die Regierung Tausende Pilger, Touristen und Studenten aufgefordert, das Kaschmir-Tal zu verlassen. Indien hat in den vergangenen Tagen rund 38.000 weitere Sicherheitskräfte in Kaschmir stationiert und seine Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt.

Indiens Verfassung sichert Kaschmir in Artikel 370 weitgehende Sonderrechte zu. Unter anderem erhält der Bundesstaat Jammu und Kaschmir dadurch das Recht auf eine eigene Verfassung. Außerdem dürfen nur Menschen aus Kaschmir im Himalaya-Tal Land erwerben.

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sieben Jahrzehnten Zankapfel zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Als Grenze dient die Waffenstillstandslinie von 1949, die international aber nicht anerkannt ist. Separatisten im indischen Teil von Kaschmir kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, das mehrheitlich hinduistisch ist. Indien unterhält eine massive Polizei- und Militärpräsenz in dem unruhigen Himalaya-Gebiet. Schätzungen gehen von mehr als einer halben Million Sicherheitskräften aus. Der Bundesstaat hat 12,5 Millionen Einwohner.