RKI-Präsident hält Militärhilfe bei Ebola-Epidemie für sinnvoll

RKI-Präsident hält Militärhilfe bei Ebola-Epidemie für sinnvoll
26.07.2019
epd
epd-Gespräch: Benjamin Dürr

Frankfurt a.M. (epd). Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, befürwortet den Einsatz von Polizei und Militär bei schweren Krankheitsausbrüchen wie der Ebola im Kongo. "Bei bestimmten Epidemien können Mediziner nur erfolgreich sein, wenn sie sich von bewaffneten Kräften schützen lassen", sagte der Professor für Mikrobiologie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die strikte Trennung von humanitärem und bewaffnetem Einsatz sei in der Realität oft nicht mehr aufrechtzuerhalten, erklärte Wieler mit Blick auf den umkämpften Osten der Demokratischen Republik Kongo. "Wir müssen pragmatisch sein und lernen, bei Bedarf mit bewaffneten Einsatzkräften zusammenzuarbeiten", betonte er. Die Erfahrung zeige, dass ein Ausbruch in manchen Fällen nur gestoppt werden kann, wenn Hilfskräfte von Militär oder Polizei geschützt werden.

Im Ostkongo, wo ein Geflecht von Milizen und Banden aktiv ist, erschwert anhaltende Gewalt den Einsatz gegen den Ebola-Ausbruch, der vor einem Jahr begann. Anfang des Jahres musste die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" die Arbeit in mehreren Gebieten einstellen, weil es zu Angriffen auf Ebola-Behandlungszentren kam. Seit Januar wurden rund 200 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal registriert.

Inzwischen sind mehr als 2.600 Erkrankungsfälle bekannt, rund 1.750 Menschen starben bislang. Wieler zeigte sich jedoch überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft von den Fehlern in Westafrika gelernt hat. Beim bislang schwersten Ebola-Ausbruch in der Geschichte erkrankten zwischen 2013 und 2016 in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone mehr als 28.000 Menschen, rund 11.300 starben. Der Weltgesundheitsorganisation WHO war Versagen vorgeworfen worden, weil sie zu spät reagiert habe.

Seither werde viel mehr in den langfristigen Aufbau von Gesundheitssystemen investiert, beispielsweise durch die Einrichtung von Labors und die Ausbildung von lokalen Fachkräften zur Diagnose von Krankheiten, erklärte Wieler. Zudem sei jedem klar, dass das Einbeziehen der Bevölkerung entscheidend sei.

Wieler ist seit März 2015 Präsident des Robert-Koch-Instituts und gehört seit Mai 2018 einem Expertengremium an, das die WHO bei Fragen zu Antibiotikaresistenz berät. Der studierte Veterinärmediziner war vorher Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin.