Frauenrechtlerinnen warnen vor "Ferienbeschneidung"

Frauenrechtlerinnen warnen vor "Ferienbeschneidung"

Berlin (epd). Die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" fürchtet eine wachsende Zahl von Genitalverstümmelungen in der Ferienzeit. "Die Sommerferien sind eine Hochrisikozeit für in Deutschland lebende, von Genitalverstümmelung bedrohte Mädchen", erklärte "Terre des Femme" am Donnerstag in Berlin. Im Rahmen von sogenannten "Ferienbeschneidung" reisten immer wieder Familien mit Wurzeln in Regionen, in denen die Genitalverstümmelung von Mädchen üblich ist, in ihr Herkunftsland und ließen dort ihre Töchter beschneiden.

Vor allem Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sollten in der Ferienzeit besonders wachsam bei der Problematik sein, betonte die Frauenrechtsorganisation. Weibliche Genitalverstümmelung bedeuteten ein Leben lang Schmerzen für die Mädchen und Frauen, sowohl körperlich als auch seelisch.

"Terre des Femme" schult den Angaben zufolge Fachkräfte aus sozialen und medizinischen Berufen zu der Thematik. Diese sollen Betroffene adäquat unterstützen und bedrohte Mädchen erkennen und schützen. Die Organisation schätzt die Zahl der in Deutschland von Genitalverstümmelung Betroffenen auf knapp 65.000 Mädchen und Frauen. Darüber hinaus seien mindestens 15.000 Mädchen gefährdet, einer Genitalverstümmelung unterzogen zu werden.

Schätzungsweise 200 Millionen Mädchen und Frauen weltweit sind an ihren Genitalien verstümmelt. Die Praxis ist insbesondere in Afrika südlich der Sahara verbreitet, aber auch in Asien und dem Mittleren Osten. Bei der Genitalverstümmelung werden Klitoris oder Schamlippen teilweise oder vollständig entfernt - meist ohne Narkose und mit einfachen Hilfsmitteln wie Glasscherben oder Rasierklingen. Die betroffenen Frauen und Mädchen leiden häufig lebenslang unter den Folgen - etwa durch Infektionen, Blutungen und Komplikationen bei der Geburt. Viele sterben daran. Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es keinerlei medizinische Rechtfertigung für die Verstümmelung.