Sea-Watch-Kapitänin vor neuem Gerichtstermin

Sea-Watch-Kapitänin vor neuem Gerichtstermin

Frankfurt a.M., Rom (epd). Nach der Aufhebung ihres Hausarrests wartet die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete in Sizilien auf ihren nächsten Gerichtstermin. Rackete sei an einen ruhigen Ort gebracht worden, wo sie sich etwas erholen könne, sagte Sea-Watch-Sprecher Chris Grodotzki am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die 31-Jährige soll am kommenden Dienstag erneut vor Gericht in Agrigent erscheinen. Im Raum stehen der Vorwurf der Begünstigung von illegaler Einwanderung, und dass Rackete beim Anlegen in Lampedusa ein Boot der Finanzpolizei touchierte.

Den Hausarrest hatte eine Richterin im sizilianischen Agrigent am Dienstagabend aufgehoben. Die deutsche Kapitänin war am Samstag festgenommen worden, weil sie die "Sea-Watch 3" mit 40 Flüchtlingen an Bord unerlaubt in den Hafen der Insel Lampedusa gesteuert hatte. "Man muss dazu sagen, dass das kein Freispruch ist", betonte Grodotzki nach der Entscheidung. Aber das Gericht habe doch einige Punkte umrissen, die hoffen ließen.

Nach Angaben von Sea-Watch erklärte die Richterin, dass der Entschluss Racketes notwendig war, den Hafen von Lampedusa als nächsten sicheren Ort anzulaufen. Sie habe auch den Vorwurf "Gewalt gegen Kriegsschiffe" verworfen und die Auffassung vertreten, dass der Widerstand gegen Beamte in Erfüllung der Pflicht, Leben auf See zu retten, gerechtfertigt gewesen sei, erklärte die Organisation auf Twitter.

Rackete warte zunächst in Sizilien auf den Gerichtstermin, sagte Grodotzki. Sollte jedoch der italienische Innenminister Matteo Salvini, der die Kapitänin als verantwortungslose Kriminelle einstuft, Rackete zur unerwünschten Person erklären, könnte er sie möglicherweise vorher abschieben lassen.

Für die beschlagnahmte "Sea-Watch 3" stehe derweil eine neue Crew bereit. "Sie wäre sofort einsatzbereit", sagte Grodotzki. Der Start der nächsten Mission sei schon für diese Woche geplant gewesen. Die Organisation hoffe nun, dass die zuständige Staatsanwaltschaft "sich ein bisschen ein Beispiel am Urteil" vom Dienstag nehme und das Rettungsschiff bald freigebe.

Die Besatzung der "Sea-Watch 3" hatte am 12. Juni insgesamt 53 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. In mehreren Fällen nahmen die italienischen Behörden Kranke und Babys auf, verweigerten jedoch die Einfahrt des Schiffes in einen Hafen. In der vergangenen Woche hatte Rackete angesichts des verzweifelten Zustands der verbliebenen 40 Menschen an Bord den Notstand ausgerufen und war in den Hafen von Lampedusa eingefahren.