Lutheraner-Weltbund beendet Ratstagung

Lutheraner-Weltbund beendet Ratstagung
LWB-Büro bleibt in Genf - 13. Vollversammlung 2023 im polnischen Krakau
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat auf seiner am Dienstag zu Ende gegangenen Ratstagung in Genf wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.

Die führenden Repräsentanten von Lutheranern aus rund 100 Ländern entschieden am Montagabend, dass das Büro der Kirchengemeinschaft in Genf bleiben wird. Für die langfristige finanzielle Nachhaltigkeit des Büros an seinem aktuellen Standort soll ein Plan erarbeitet werden. Die hohen Kosten in der Schweiz und der starke Franken hatten zuvor die Stimmen derjenigen lauter werden lassen, die eine Verlagerung der LWB-Zentrale in ein günstigeres Land verlangt hatten. Dem LWB gehören nach eigenen Angaben mehr als 75 Millionen Christen an.

Zuvor war entschieden worden, dass die 13. LWB-Vollversammlung vom 21. bis 27. Juni 2023 im polnischen Krakau stattfinden soll. LWB-Vollversammlungen sind das oberste Leitungsgremium des internationalen Kirchenbundes und finden alle sieben Jahre statt, zuletzt 2017 in Windhuk (Namibia), davor 2010 in Stuttgart. Mit der Vollversammlung 2023 in Polen treffe sich das höchste Entscheidungsgremium des LWB zum zweiten Mal seit seiner Gründung in Mittel- und Osteuropa, so der LWB. 1984 hatte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn (ELKU) die siebte LWB-Vollversammlung in Budapest ausgerichtet.

Bekenntnis zur Ökumene bekräftigt

Der LWB-Präsident, der nigerianische Erzbischof Panti Filibus Musa, dankte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen für die Gastfreundschaft: "Wir sind der Kirche und den Menschen in Polen sehr dankbar für ihre Einladung, die nächste Vollversammlung auszurichten." Der polnische Leitende Bischof Jerzy Samiec erklärte, die LWB-Vollversammlung sei eine Gelegenheit für die lutherische Weltgemeinschaft, "ein mutiges Zeugnis abzulegen". Die Welt brauche eine Kirche, die klar Position beziehe angesichts der vielen Krisen in der heutigen Zeit wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Klimawandel oder Nationalismus.

Am Sonntag bekräftigten Repräsentanten der lutherischen, römisch-katholischen, methodistischen, reformierten und anglikanischen Weltgemeinschaften ihr Bekenntnis zur Ökumene. In der Genfer Kathedrale St. Pierre erinnerten sie an die vor zwanzig Jahren unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, mit der Katholiken und Lutheraner einen Jahrhunderte alten theologischen Streit beendet hatten.

Am Reformationstag 1999 hoben Vertreter des Vatikan und des Lutherischen Weltbunds in Augsburg ihre gegenseitigen Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit auf. Um die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die als Meilenstein der Ökumene gilt, war mehr als 30 Jahre lang gerungen worden. Später schlossen sich der Weltrat Methodistischer Kirchen, der Anglikanische Konsultativrat und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen dem Dokument an.

LWB-Generalsekretär Martin Junge hatte zum Auftakt der Ratstagung die weltweiten Kirchen zu mehr Einsatz für die Menschenrechte aufgerufen. "Wir leben in schwierigen Zeiten", sagte der chilenische Pfarrer. Diese seien geprägt von einer Geringschätzung des Völkerrechts, einer Zunahmen des Populismus, der Fremdenfeindlichkeit und des Fundamentalismus. Junge beklagte einen Rückschlag für die Gleichberechtigung der Geschlechter und der fehlenden Bereitschaft, sich dem Klimanotstand zu stellen.

Der lutherische Dachverband wurde 1947 in Schweden gegründet und zählt inzwischen 148 Mitgliedskirchen. Der LWB-Rat tagt einmal im Jahr und ist zwischen den Vollversammlungen das oberste Entscheidungsgremium des LWB.