Friedensbewegung: Ostermärsche in rund 100 Städten

Ostermärsche 2019
© Boris Roessler/dpa
In ganz Deutschland beteiligten sich mehrere tausend Menschen an den traditionellen Kundgebungen, wie hier in Frankfurt am Main.
Friedensbewegung: Ostermärsche in rund 100 Städten
Die Forderung nach Abrüstung und mehr sozialer Gerechtigkeit ist Schwerpunkt bei den traditionellen Ostermärschen. Aber auch das Thema Klimawandel spielt eine immer größere Rolle. Vorbild sei die "Fridays for Future"-Bewegung, so die Veranstalter.

In rund 100 Städten haben nach Angaben der Friedensbewegung über Ostern Aktionen für Frieden, Abrüstung und Gerechtigkeit stattgefunden. "Zentrale Forderungen bei den Ostermärschen waren Abrüstung, eine atomwaffenfreie Welt und der Stopp von Rüstungsexporten", teilte das Netzwerk Friedenskooperative am Sonntag in Bonn mit. Durch das gute Wetter und die "besorgniserregende politische Weltlage" habe die Zahl der Teilnehmer in diesem Jahr wieder zugenommen. Auch das Thema Klimawandel sei durch die "Fridays for Future"-Bewegung präsenter als in den Vorjahren und habe neue Menschen zu den Ostermärschen gebracht. 

Der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr hat nach Angaben der Friedenskooperative in Bonn vom Montag mehr Menschen auf die Straße gelockt, als im vergangenen Jahr. Die Gesamtzahl der Teilnehmer unter dem Motto "Abrüsten statt aufrüsten - Verbot der Atomwaffen!" sei um bis zu 20 Prozent auf weit über 3.000 gestiegen, sagte Kristian Golla von der Friedenskooperative, die die Märsche bundesweit koordinierte, dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Mehr Teilnehmer als im Vorjahr

Die Gesamtzahl der Ostermarschierer in Nordrhein-Westfalen sei ebenfalls im Vorjahresvergleich deutlich größer, hieß es. Der Ostermarsch Rhein-Ruhr von Duisburg über Düsseldorf ins Ruhrgebiet bis Essen, Herne, Bochum und Dortmund gilt bundesweit als einer der größten und traditionsreichsten Märsche. Er ging am Montagnachmittag mit einem Abschlussfest unter dem Motto "Abrüsten statt aufrüsten" in Dortmund zu Ende. 

Zum Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Büchel zogen rund 300 Aktivisten. Elke Koller von der Regionalgruppe des Versöhnungsbundes forderte einen Stopp der Rüstungsexporte, eine Kürzung des Rüstungsetats und den Abzug von Atomwaffen aus Büchel. Der EU-Abgeordnete Norbert Neuser (SPD) erklärte: "Es ist höchste Zeit, Atomwaffen für illegal zu erklären. Wir brauchen ein Verbot von Atomwaffen!"

In Hamburg zogen rund 2.000 Menschen am Ostermontag unter dem Motto "Abrüsten statt aufrüsten" durch die Innenstadt, um gegen Bundeswehreinsätze und Waffenexporte zu demonstrieren. Die Phase der Entspannung sei vorbei, kritisierte Pastor Sönke Wandschneider, Sprecher des Veranstalters "Hamburger Forum". Stattdessen beginne wieder ein Kalter Krieg, der maßgeblich von den USA initiiert werde.   


Bundesweit würden die regionalen und lokalen Veranstalter der Ostermärsche von einem erkennbaren Zuwachs der Teilnehmerzahlen berichten, hieß es weiter. Laut Netzwerk Friedenskooperative nimmt damit die Zahl der Teilnehmenden seit 2014 kontinuierlich zu. Dies liege zum einen daran, dass mit Göttingen, Siegen, Eschwege und Neubrandenburg neue Ostermärsche hinzugekommen seien. Zudem würden Parteien, Gewerkschaften und ökologische Bewegungen vermehrt an den Märschen teilnehmen. 

Friedenspolitische Themen würden mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken, erklärte das Netzwerk Friedenskooperative. Dazu zähle "vor allem die voranschreitende Aufrüstung Deutschlands, die Gefahr eines nuklearen Wettrüstens in Europa bedingt durch das bevorstehende Aus des INF-Vertrags und die skandalösen Rüstungsexporte an menschenrechtsverletzende und kriegsführende Staaten wie Saudi-Arabien".

Die Forderung nach Abrüstung sei für viele Menschen zentral, erklärte Philipp Ingenleuf, Geschäftsführer beim Netzwerk Friedenskooperative: "Sie fürchten, dass Geld nicht in Bereiche wie Rente, Bildung, Pflege oder Klimaschutz investiert werden, sondern in Raketen, Bomben und Panzer. Darum engagieren sich beispielsweise auch wieder mehr Gewerkschaften bei den Ostermärschen."