Wiederaufbau der Garnisonkirche bleibt umstritten

Die einstige preussische Militaerkirche wurde 1945 bei einem alliierten Luftangriff zerstoert und 1968 in der DDR abgerissenen.
© epd-bild/Rolf Zoellner
Baustelle der Potsdamer Garnisonskirche mit einer provisorischen Kapelle am 11.09.16.
Wiederaufbau der Garnisonkirche bleibt umstritten
Auch zum 15. Jahrestag des Spendenaufrufs "Ruf aus Potsdam" für den Wiederaufbau der Garnisonkirche hält der Konflikt über das Bauprojekt an.

Die Martin-Niemöller-Stiftung kritisierte am Freitag in Wiesbaden, die Chance, "den Ort der ehemaligen Garnisonkirche zu einem der interessantesten und wichtigsten Aufklärungsorte Deutschlands zu machen", sei bisher vertan worden. Die Garnisonkirchenstiftung wies die Kritik zurück. Der Wiederaufbau ist unter anderem wegen der NS-Geschichte der Kirche umstritten. Die evangelische Kirche will den Neubau für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.

Die Bauarbeiten am neuen Kirchturm haben 2017 begonnen, das Fundament ist inzwischen fertiggestellt. Mit dem Hochbau des knapp 40 Millionen Euro teuren Bauwerks könne derzeit wegen des Winterwetters noch nicht begonnen werden, sagte Wieland Eschenburg vom Vorstand der Garnisonkirchenstiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von den zwölf Millionen Euro Bundesmitteln für den Kirchturm seien inzwischen rund drei Millionen Euro ausgezahlt worden, sagte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Freitag dem epd. Die Mittel seien vor allem für die Gründungsarbeiten, die Bodenplatte und Baunebenkosten angefordert worden.

###galerie|138077|Die Geschichte der Garnisonkirche###

Die Niemöller-Stiftung kritisierte, die NS-Geschichte werde von der Garnisonkirchenstiftung "nicht in angemessener und notwendiger Weise" aufgearbeitet. Vorschläge "für eine wahrhaftige Auseinandersetzung" mit der Geschichte seien an der Baustiftung "antwortlos abgeprallt". Die Kirche wurde 1933 von den Nationalsozialisten zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt, Adolf Hitler hielt dort eine Rede.

Die Garnisonkirchenstiftung warf der Niemöller-Stiftung vor, auf Gesprächsangebote bislang nicht einzugehen. "Der Verein, der sich den Namen 'Martin Niemöller Stiftung' gegeben hat", sei "auch mit dieser Wortmeldung der von ihm bevorzugten Art und Weise des Monologs treu geblieben", sagte Eschenburg dem epd. Stiftung und Fördergesellschaft hätten von der aktuellen Kritik aus der Presse erfahren. Die Niemöller-Stiftung habe Einladungen zur Beteiligung an Veranstaltungen der Garnisonkirchenstiftung abgelehnt. Damit werde weiter "der polemische Weg des Monologs gegenüber dem vorgeschlagenen Weg der konstruktiven Zusammenarbeit bevorzugt".

Dass die Garnisonkirche im April 1945 bei einem alliierten Luftangriff weitgehend zerstört wurde, sollte zum Anlass genommen werden, auch über die NS-Verbrechen der letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs zu informieren, forderte die Niemöller-Stiftung. Die evangelische Kirche müsse sich ihrer Verantwortung am Ort der Garnisonkirche stärker stellen. Die Stiftung ist nach dem evangelischen Pfarrer Martin Niemöller (1892-1984) benannt, der als Mitbegründer der NS-kritischen Bekennenden Kirche von 1938 bis 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau inhaftiert war.

Die Garnisonkirchenstiftung und die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau laden am 15. Jahrestag des "Rufs aus Potsdam" für Dienstag zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang in Potsdam ein. Festredner ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU).

Die Bauarbeiten seien derzeit unverändert rund sechs Monate in Verzug, sagte Eschenburg. Hintergrund der Verzögerungen waren Probleme mit dem Baugrund vor rund einem Jahr. Weil die bereits 2013 erteilte Baugenehmigung Mitte 2019 abläuft und der Abschluss der Bauarbeiten in der vorgeschriebenen Frist bis Mitte 2020 unrealistisch ist, wurde bereits im April 2018 eine zusätzliche Baugenehmigung beantragt. Mit einer neuen Baugenehmigung hätte die Stiftung weitere sieben Jahre Zeit, um den Turm fertigzustellen.