Vergewaltigungen von Lesben in Kamerun weit verbreitet

Vergewaltigungen von Lesben in Kamerun weit verbreitet
Lesbische Frauen in Kamerun sind akut von sexueller Gewalt bedroht. "Viele lesbische Frauen werden vergewaltigt, um ihre sexuelle Orientierung zu verändern", sagte Lucas Ramón Mendos vom weltweiten Dachverband der Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersexorganisationen (ILGA), dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Korrigierende" Vergewaltigungen seien in vielen Ländern in Südamerika, Afrika und Asien üblich. "Diese Vergewaltigungen sollen oft nicht nur die Sexualität der Frauen ändern, sondern auch eine Bestrafung für das als gottlos wahrgenommene Verhalten sein", sagte der Jurist. In Kamerun glaubten viele Menschen noch immer, Homosexuelle seien Teufelsboten oder von Dämonen besessen. Lesbische Frauen würden oft als Hexen bezeichnet. "Diese Vorurteile machen die Menschen aggressiv gegenüber Homosexuellen", erläuterte Mendos. Zudem sei es in der Gesellschaft verpönt, klassische Geschlechterrollen zu hinterfragen oder ihnen nicht zu entsprechen. Oftmals würden die Misshandlungen durch Angehörige oder Mitglieder der Gemeinde organisiert. "In manchen Fällen werden die Frauen zwangsverheiratet und dann von ihrem Mann vergewaltigt, in anderen Fällen sind die Täter Pastoren oder Bekannte", sagte Mendos.

"Die Homosexuellen gelten in Kamerun als die niedrigste soziale Gruppe", sagte er. Eine Umfrage der ILGA aus dem Jahr 2017 bestätige dies: Der Befragung zufolge stimmen 41 Prozent der Kameruner der Aussage zu, dass gelebte Homosexualität strafrechtlich verfolgt werden sollte.



Wer nach Artikel 347 des Kameruner Strafgesetzbuches wegen "sexueller Beziehungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts" verurteilt wird, muss laut Mendos zwischen sechs Monaten und fünf Jahren in Haft oder eine Geldstrafe bezahlen. Viele Vergewaltiger nutzen laut Aktivist Mendos diesen Artikel, um ihre Opfer zu erpressen. "Wenn die Frauen zur Polizei gehen, könnten sie am Ende selbst angeklagt werden", erklärte er. Die Beamten zögerten oft, einer "korrigierenden" Vergewaltigung nachzugehen, da die Opfer in ihren Augen nicht glaubwürdig seien. Zudem erhöhe sich damit die Gefahr, angezeigt zu werden.

Für Aktivistengruppen in Kamerun sei die Arbeit aufgrund der konstanten Verfolgung und Gewalt sehr gefährlich. Eine Verbesserung der Lage für die LGBT-Gemeinschaft in Kamerun könne nur durch die Unterstützung einheimischer Organisationen erreicht werden, sagte Mendos.