TV-Tipp: "Hannes Jaenicke im Einsatz für Vögel"

Auf einem Tisch steht ein altmodischer Fernseher
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Hannes Jaenicke im Einsatz für Vögel"
15.8., ZDF, 22.35 Uhr
Seit vielen Jahren nutzt Hannes Jaenicke seine Bekanntheit, um auf das Schicksal bedrohter Arten hinzuweisen. Vor elf Jahren startete seine ZDF-Reihe "Im Einsatz". In der Regel geht es dabei um exotische Arten wie Orang-Utans Löwen oder Eisbären. Diesmal widmet sich der Schauspieler einem Thema, das die Zuschauer direkt betrifft, wie schon die Auftaktfrage verdeutlicht: "Wird unser Himmel bald vogelfrei?"

Während sich Dokumentationen über den Klimawandel oft schwer damit tun, einen Zusammenhang zwischen Dürre in Afrika oder Hochwasser in Indonesien mit dem Alltag in Deutschland herzustellen, wollen Jaenicke und die Autorinnen Judith Adlhoch und Eva-Maria Gfirtner konkret zeigen, welchen Beitrag jeder Einzelne leisten kann, um die Vogelwelt zu schützen. Zu diesem Zweck hat sich der Schauspieler mit Peter Berthold getroffen, Deutschlands vermutlich bekanntestem Ornithologen. Zunächst schwelgt der Film jedoch in spektakulären Bildern; gerade die Aufnahmen in Superzeitlupe geben eindrucksvolle Einblicke ins Leben der Vögel. Zwischendurch ist die Bildsprache auch mal etwas irritierend, wenn die Kamera in die extreme Nahaufnahme geht und Jaenickes Augenpartie wie in einem Italo-Western zeigt, aber davon abgesehen ist es gerade die Bildgestaltung, die die Dokumentation zu einem besonderen Film macht: Während andere Sendungen dieser Art ihre Fakten in der Regel akustisch vermitteln und den ausufernden Kommentar oft nur notdürftig bebildern, liegt der Reiz dieser Reihe gerade in der aufwändigen und abwechslungsreichen Bildsprache. Das gilt auch für die verschiedenen Einschübe, wenn der zum Teil von Jaenicke selbst gesprochene Kommentar Hintergrundwissen vermittelt.

Die erste Hälfte des Films befasst sich mit den Lebensbedingungen der einheimischen Arten, deren Lebensraum durch Ackerbau und Haussanierungen immer stärker eingeschränkt wird: Auf den Feldflächen gibt es aufgrund des großflächigen Pestizid-Einsatzes immer weniger Insekten, von "Blühstreifen" am Feldrand ganz zu schweigen, weshalb das einstige allgegenwärtige Vogelgezwitscher in einigen Gegenden völlig verstummt ist. Der Bestand mancher Arten sei bereits um 90 Prozent geschrumpft, denn auf Deutschlands Äckern, sagt Jaenicke, "wird dicht gemacht"; Berthold spricht vom "Beginn einer ökologischen Katastrophe". Welche Folgen das Verschwinden der Insekten auf die menschliche Ernährung haben wird, verdeutlichen die Autorinnen mit der Aufnahme eines Supermarkts, in dem wie durch Geisterhand ein Großteil der Regale plötzlich wie leergefegt ist.

In den Dörfern und Städten wiederum werden die Häuser so gründlich saniert, dass beispielsweise Mauersegler keine Ritzen mehr finden, in die sie ihre Nester bauen können. Gegenentwurf zur domestizierten Natur ist der Garten des Vogelkundlers, eine Art kontrollierter Wildwuchs. Berthold füttert "seine" Spatzenkolonie das ganze Jahr hindurch. Im Sommer, sagt er, sei das noch wichtiger als im Winter, weil die Elternvögel viel Futter für die Aufzucht des Nachwuchses brauchen.

Dank der schönen Aufnahmen und der Botschaft, dass jeder etwas für die Vögel tun kann, verbreitet der Film in der ersten Hälfte viel positive Stimmung. Im zweiten Teil sind die Bilder weniger schön, denn Jaenicke begleitet Umweltschützer, die auf Zypern den illegalen Vogelfang verhindern wollen. Der Schauspieler hilft Aktivisten dabei, Singvögel in mühsamer Kleinarbeit aus den Netzen und von Leimruten zu befreien. Einen Einheimischen hat er gefragt, warum die Menschen die winzigen Tiere als Delikatesse betrachten. Im Unterschied zu den herzerwärmenden sonstigen Momenten, von denen der Film eine ganze Menge zu bieten hat, sind die Aufnahmen der gerupften Vögel im Kochtopf wahrlich kein schöner Anblick.

Entsprechend empört reagiert Jaenicke auf die Erklärung des Mannes, der sich auf die Traditionen des Landes beruft. Mit diesem Argument ließe sich jeder Schwachsinn rechtfertigen, schimpft der Schauspieler, dessen Auftreten ohnehin verdeutlicht, wie ernst ihm sein Engagement ist. Anders als Journalisten, die zu einer gewissen Objektivität verpflichtet sind, braucht er keinen Hehl aus seinen Motiven zu machen. Weil er andererseits einen guten Draht zu den Umweltschützern hat, ist er nicht bloß ein authentischer, sondern auch ein glaubwürdiger "Presenter", der außerdem die richtigen Fragen stellt. Dass er die Vogelschützer bei ihrer Arbeit unterstützt und auch keine Scheu davor hat, die verängstigten Vögel behutsam in die Hand zu nehmen, ist ein weiterer Pluspunkt dieser facettenreichen Dokumentation. Sie endet mit dem Hinweis darauf, dass das beliebte Volkslied "Alle Vöglein sind schon da" bald womöglich nur noch eine wehmütige Erinnerung sein könnte.