DDR-Zwangsadoptionen: Betroffene fordern Aufklärung

DDR-Zwangsadoptionen
Foto: imago/IPON
Eine Mutter aus Stendal sucht ihr Kind bei einer Demonstration 2014 zum Thema Aufarbeitung von DDR-Zwangsadoptionen.
DDR-Zwangsadoptionen: Betroffene fordern Aufklärung
Betroffene von Zwangsadoptionen in der DDR fordern von Bundestag und Bundesregierung mehr Unterstützung bei der Aufklärung von staatlichem Kindesentzug. In einer Petition, die am 5. April dem Bundestag übergeben werden soll, fordert die Interessengemeinschaft "zwangsadoption-saeuglingstod-ddr" unter anderem die Verlängerung von Aufbewahrungsfristen von Akten in Geburtskliniken, die Einrichtung einer zentralen Clearingstelle und eine gesetzliche Auskunftspflicht für alle Adoptivstellen.

"Jeder Mensch hat ein Recht darauf, alles über seine Herkunft zu erfahren", sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft, Frank Schumann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

In der Realität sehe das aber anders aus. "Viele der Betroffenen scheitern allein schon an den rechtlichen Hürden wie dem Datenschutz", sagte Schumann. Dazu kämen in den ostdeutschen Bundesländern personelle Kontinuitäten in den Adoptionsstellen und Jugendämtern. Häufig hätten betroffene Eltern oder Kinder bei der Suche nach Aufklärung in den vergangenen zwei Jahrzehnten dort den gleichen Mitarbeitern gegenüber gesessen wie vor 1989. "Da laufen sie mit ihrem Anliegen dann zwangsläufig gegen Wände", kritisierte Schumann.

Adoptivkinder, besonders aus der DDR, sollten deshalb zwingend von den zuständigen Stellen über ihre Herkunft informiert werden, wenn sie das wollen, sagte Schumann. Aber auch Eltern, die den Verdacht von staatlichen Kindesentzug haben, sollten Zugang zu entsprechenden Akten und Unterlagen bekommen und bei der Suche nach ihren möglicherweise von den DDR-Behörden weggenommen Kindern unterstützt werden. 


Die Interessengemeinschaft geht von 300 bis 400 Fällen aus, in denen Kinder ihren leiblichen Eltern gegen deren Willen entzogen wurden. Häufig habe es sich um Eltern gehandelt, die nach Lesart des SED-Regimes als "asozial" galten oder die politisch unliebsam waren, sagte Schumann. Die Kinder seien gleich nach der Geburt für tot erklärt und ohne Wissen der leiblichen Eltern regimetreuen Paaren zur Adoption vermittelt worden.  

Im wiedervereinigten Deutschland sei es über Jahrzehnte schwierig gewesen, für eine systematische Aufklärung der Fälle politische Mehrheiten zu bekommen, sagte Schumann weiter. "Die Menschen wurden mit ihren Schicksalen allein gelassen." Deshalb hätten sich vor zwei Jahren Betroffene zu der Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die inzwischen etwa 1.500 Mitglieder zähle.