Friedensbewegung kündigt zahlreiche Ostermärsche an

Ostermarsch
Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
Letztes jahr waren in Berlin mehr als 1.000 Menschen zum traditionellen Ostermarsch gekommen.
Friedensbewegung kündigt zahlreiche Ostermärsche an
Die deutsche Friedensbewegung will auch in diesem Jahr an den Ostertagen mit Demonstrationen, Fahrradtouren und Mahnwachen ihre Forderungen in die Öffentlichkeit tragen.

Nach Angaben des in Bonn ansässigen Netzwerks Friedenskooperative sind bundesweit mehr als 100 Veranstaltungen angekündigt.

Der zentrale Ostermarsch-Aufruf des "Bundesausschusses Friedensratschlag" kritisiert unter anderem deutsche Rüstungsexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Bundesregierung wird aufgefordert, den von der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten beschlossenen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen. Zudem müsse die "todbringende Abschottung Europas gegen Flüchtlinge" sofort beendet werden.

Örtliche Bündnisse setzen zudem eigene Themen. Im westfälischen Gronau, wo die einzige deutsche Urananreicherungsanlage steht, nehmen die Ostermarschierer bereits am Karfreitag auch die zivile Nutzung der Atomkraft ins Visier. Im schleswig-holsteinischen Jagel wollen Demonstranten zum Fliegerhorst der Luftwaffe ziehen, in Stuttgart richtet sich der Protest gegen die dort geplante Militärmesse ITEC.

"Heiße Kriege wie in Syrien, Mali, Jemen oder Afghanistan haben die Welt unsicher gemacht"

Die Veranstalter des Ostermarsches Rhein/Ruhr rechnen in diesem Jahr angesichts der Kriege und Krisenherde weltweit mit starkem Zulauf. "Das Interesse am Ostermarsch und an seinen friedenspolitischen Anliegen wächst wieder", sagte der NRW-Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK), Joachim Schramm, am Mittwoch in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Heiße Kriege in Syrien, Mali, Jemen oder Afghanistan aber vor allem die zunehmende Konfrontation zwischen Atommächten haben die Welt unsicherer gemacht, wie seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr", heißt es im Aufruf. Der Ostermarsch Rhein/Ruhr beginnt am Samstag um 10.30 Uhr in Duisburg. Die Teilnehmer fahren nach der Auftaktkundgebung gemeinsam nach Düsseldorf, wo um 14 Uhr eine Demonstration zum Rathaus starten wird.

Am Sonntag veranstalten die Ostermarschierer einen Fahrradcorso von Essen über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne bis nach Bochum. Die dritte Etappe des Ostermarsches Rhein/Ruhr beginnt am Montag mit einem Friedensgottesdienst in der evangelischen Kirche in Bochum-Werne. Im Anschluss ziehen die Ostermarschierer über Dormund-Marten und Dortmund-Dorstfeld bis zum Wichernhaus, wo die Veranstaltung am Nachmittag mit einem großen Friedensfest enden soll.

Bayerische Friedensinitiativen kündigten in den Großstädten Nürnberg und München sowie in elf weiteren Orten des Freistaates Aktionen an. In Niedersachsen und Bremen sind nach Angaben der örtlichen Friedensgruppen neun Ostermärsche geplant.

Mehrere Hundert Menschen versammeln sich jedes Jahr in Berlin zum Ostermarsch.
Die Berliner Friedenskoordination will mit ihrem Ostermarsch am Samstag für mehr Diplomatie und Entspannungspolitik werben. Die Demonstration findet in diesem Jahr in Moabit statt.

Vor dem Hintergrund des türkischen Einmarsches in die überwiegend von Kurden bewohnte Region Afrin in Nordsyrien ruft erstmals das Demokratische Gesellschaftszentrum der Kurdinnen und Kurden in Deutschland (NAV-DEM) zur Beteiligung an den Ostermärschen auf. "Die dramatische Lage in Afrin steht sinnbildlich für die Kriegspolitik der Staaten im Mittleren Osten", heißt es in dem Appell. Auch in Afrin werde der Frieden verteidigt.

Die Ostermarschbewegung feiert 2018 ihr 60-jähriges Bestehen. An Ostern 1958 organisierten britische Atomwaffengegner den ersten Ostermarsch von London zum Atomforschungszentrum Aldermaston mit rund 10.000 Teilnehmern. Zwei Jahre später fand der erste Ostermarsch in Deutschland statt, er führte in drei Tagen von Braunschweig zum Nato-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide.