"Ich finde, dieses Anliegen kann man nicht ignorieren"

Pater Siegfried Modenbach in Dortmund vor der Propsteikirche
Foto: epd-bild/Stefan Arend
Pater Siegfried Modenbach hat innerhalb von zehn Jahren zwei homosexuelle Paare gesegnet.
"Ich finde, dieses Anliegen kann man nicht ignorieren"
Warum der katholische Priester Siegfried Modenbach zwei homosexuelle Paare gesegnet hat
Der römisch-katholische Priester Siegfried Modenbach hat innerhalb von zehn Jahren zwei homosexuelle Paare gesegnet - obwohl das nach Theologie und Kirchenrecht nicht vorgesehen ist. "Ich weiß, dass Homosexuelle in der katholischen Kirche keine Heimat finden", erklärt Modenbach im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Herr Modenbach, Sie haben bisher zwei homosexuelle Paare gesegnet. Dabei sind Sie Katholik. Müssen Sie als Pallottiner-Pater keine Konsequenzen befürchten?

Siegfried Modenbach: Doch. Als Pallottiner unterstehe ich zwar in erster Linie meinem Provinzial. Aber mit den katholischen Regeln muss ich als römisch-katholischer Priester dennoch konformgehen. In Dortmund arbeite ich für das Katholische Forum. Die Einrichtung gehört zum Erzbistum Paderborn. Bisher hatte ich Glück, und der Erzbischof hat nicht interveniert, wenn wir zum Beispiel Gottesdienste für schwule und lesbische Menschen anbieten.

Warum riskieren Sie den Konflikt mit dem Bischof?

Modenbach: Weil ich weiß, dass Homosexuelle in der katholischen Kirche keine Heimat finden. Sie sagen, dass sie Treue und Verantwortung leben möchten und dass ihnen als Christen der Segen etwas bedeutet. Ich finde, dieses Anliegen kann man nicht ignorieren.

In Rom sieht man das anders. In Morallehre und Kirchenrecht gilt Sex zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts als schwere Sünde. Wir reagieren Ihre Kollegen, wenn Sie erfahren, dass Sie homosexuellen Paaren den Segen geben?

Pater Siegfried Modenbach in der Propsteikirche in Dortmund.

Modenbach: Durchweg positiv, viele erzählen mir, dass sie ebenfalls Anfragen vorliegen haben. Ich weiß natürlich, dass es auch Stimmen gibt, nach denen alles, was sich innerhalb der katholischen Kirche diesbezüglich tut, Abfall vom Glauben ist. Doch es kommt der Tag, an dem auch die Glaubenskongregation im Vatikan ihre Haltung überdenkt. Denn das Denken ändert sich, auch unter Bischöfen, das wurde zuletzt in den vergangenen vier Wochen deutlich.

Sie meinen, seit der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, vorschlug, über die Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften nachzudenken?

Modenbach: Genau, durch Bode ist Bewegung in die Sache gekommen. Es haben sich ja seither auch viele hinter ihn gestellt, zum Beispiel der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. Auch Kardinal Woelki aus Köln und der Berliner Erzbischof Koch reden heute anders als noch vor einigen Jahren. Die Toleranz nimmt zu. Gerade erst am Wochenende hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, den Priestern den Rücken gestärkt, die die Segnungen heute schon vornehmen. Papst Franziskus hat Anteil an dieser Entwicklung. Er hat darauf hingewirkt, dass man über die Segnung homosexueller Beziehungen angstfrei diskutieren kann. Die katholische Kirche wird den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten irgendwann gerecht werden, davon bin ich überzeugt. Und wir reden hier ja über eine Segnung, nicht über eine kirchliche Trauung.

Nochmal zurück zu den beiden Paaren, die Sie gesegnet haben. Wie kann man sich die Segnungen vorstellen, fanden sie im Gottesdienst oder im Geheimen statt?

Modenbach: Eine Segnung fand in einem Gottesdienst in Düsseldorf statt, die andere im Anschluss an eine standesamtliche Verpartnerung in Dortmund.

Wie haben die Paare Sie gefunden? Haben sie gezögert, Sie um den Segen zu bitten?

Modenbach: In dem einen Fall kannten wir uns schon länger und auch persönlich, in dem anderen Fall haben die beiden mich im Gottesdienst erlebt. Ich denke, beide Paare haben durchaus abgecheckt, wen Sie danach fragen können.