Neuer Feiertag im Norden ökonomisch verkraftbar

Neuer Feiertag im Norden ökonomisch verkraftbar
Ein neuer Feiertag in den norddeutschen Bundesländern ist aus Sicht des Hamburger Volkswirtschaftlers Dirk Meyer ökonomisch verkraftbar. "Er wird den Wohlstand kaum mindern", sagte Meyer dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zwar verursache ein zusätzlicher arbeitsfreier Tag selbstverständlich Kosten, diesen stünden aber auch positive Effekte gegenüber, vor allem in der Freizeitbranche. Als neuer Feiertag im Norden ist derzeit vor allem der Reformationstag (31. Oktober) im Gespräch. Aber auch andere Tage werden genannt.

Meyer warb für eine umfassende Betrachtungsweise, die auch "Wohlfahrtsgewinne" einbeziehe. "Die kollektive Unterbrechung der zunehmend intensiver genutzten Arbeitszeit dient der Erholung und somit der Produktivitätssteigerung", sagte der Wirtschaftsprofessor. Feiertage ermöglichten eine sinnstiftende Identifikation, eine Synchronisation sozialer Kontakte und kulturelle Rhythmisierung. "Das sollte man nicht unbeachtet lassen in der heutigen Arbeitswelt."

Meyer lehrt am Institut für Volkswirtschaftslehre der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Arne Hansen hat er vor kurzem die noch nicht veröffentlichte Studie "Wie viel kosten uns die arbeitsfreien Feiertage?" erstellt.

Danach lässt ein weiterer Feiertag zunächst die Lohnkosten für die Arbeitgeber steigen, da die so gewonnene freie Zeit trotzdem bezahlt werden muss oder sogar Feiertagszuschläge anfallen. Dem stünden allerdings "Aufholeffekte" entgegen, die den "Feiertagseffekt" zum Teil erheblich dämpften. Das Bruttoinlandsprodukt werde durch einen Feiertag nur um 0,12 Prozent pro Jahr schrumpfen, prognostiziert der Wissenschaftler.

"Vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe lebt geradezu von der Freizeit", betonte Meyer. "Ein zusätzlicher Feiertag, gerade auch wenn er mit Brückentagen kombinierbar ist, könnte dazu führen, dass an der Nordsee oder wo auch immer die Ausbuchungszahlen steigen." Auch werde ein freier Tag von vielen Menschen zum Heimwerken genutzt. "Daher muss man positiv die Vorleistungsumsätze in Baumärkten dazuzuzählen."

Nach Branchen betrachtet entstehen nach Angaben des Professors Ausfälle vor allem im Baugewerbe, da an dem Tag Stillstand auf den Baustellen herrschen werde. Bei der Energieversorgung dagegen entstünden deutlich geringere Produktionsausfälle, da Energie immer benötigt werde. In der Verwaltung könnten die anfallenden Aufgaben vor- oder nachgearbeitet werden. "Im Einzelhandel könnten sogar positive Effekte auftreten."

Die Arbeitgeber werden laut Meyer die Mehrkosten voraussichtlich zum großen Teil auf die Preise aufschlagen, vor allem bei guter Konjunktur. "Insofern zahlen die Konsumenten ihren Feiertag selbst."