Kirchen schützen sich gegen Terroranschläge

Kölner Dom
Foto: Getty Images/iStockphoto/Wlad74
Kölner Dom
Kirchen schützen sich gegen Terroranschläge
Zufahrt zum Kölner Dom durch Steine aus Dombauhütte versperrt
Nach dem Anschlag in Barcelona sind die Sicherheitsvorkehrungen am Kölner Dom erhöht worden. In anderen Kirchen gelten schon länger strengere Kontrollen. Sorge löst ein Bericht aus, wonach Terroristen die Dresdner Frauenkirche ins Visier nehmen.

Bekannte Kirchen in Deutschland reagieren auf die jüngsten Terroranschläge mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Der Kölner Dom wird nach dem Anschlag in Barcelona stärker vor möglichen Angriffen mit Lastwagen geschützt, wie Stadt und Polizei am Mittwoch mitteilten. Nach einem Zeitungsbericht ist zudem die Dresdner Frauenkirche stärker ins Visier von Terroristen gerückt. Die Verantwortlichen stehen seit längerem in engem Kontakt mit dem sächsischen Landeskriminalamt und der Polizei. Am Berliner und am Aachener Dom gelten bereits seit einiger Zeit erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

In Köln blockieren nun vier tonnenschwere Steine die zentralen Zugänge zum Vorplatz und Seitenplatz des Doms. Die Steine stammen aus der Kathedrale, bislang wurden sie in der Dombauhütte gelagert. "Der Dom schützt seine Besucherinnen und Besucher selber", sagte Stadtdechant Robert Kleine. Die Steine ergänzen weitere Blockaden an anderen Zufahrten. Zudem herrscht den Angaben nach eine hohe Polizeipräsenz rund um die Kirche.

Hohe abstrakte Gefährdungslage

Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob sagte, bei Terroranschlägen hätten Täter zuletzt immer wieder Fahrzeuge genutzt, die leicht zu beschaffen seien. Nach dem Anschlag in Barcelona in der vergangenen Woche hätten Stadt und Polizei daher beraten, wie der Kölner Dom geschützt werden könne. Für eine große europäische Metropole wie Köln bestehe eine hohe abstrakte Gefährdungslage, sagte Jacob weiter. Sie könne jederzeit in konkrete Anschläge umschlagen. Deshalb sollen im Stadtgebiet weitere Sicherheitsmaßnahmen folgen.

Der Dresdner Polizeisprecher Thomas Geithner sagte dem epd, für Kirchen und Moscheen in Dresden bestehe bereits seit Monaten eine abstrakte, aber keine akute, konkrete Terrorgefahr. Gebetshäuser würden tagsüber regelmäßig von Polizisten überwacht. Die Dresdner Frauenkirche wurde nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung in einem IS-Propaganda-Magazin im Juli als "beliebter Versammlungsort der Kreuzzügler, der darauf wartet, niedergebrannt zu werden", bezeichnet.

Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt äußerte sich besorgt über den Bericht. "Die aktuelle Lage geht allen, die in der Frauenkirche Dresden Dienst tun, nahe", sagte der evangelische Theologe. "Von unserer grundlegenden christlich geprägten Überzeugung weichen wir aber nicht zurück." Die Frauenkirche rufe zu Toleranz und Frieden zwischen Völkern und Religionen auf.

Im Berliner Dom gelten bereits seit den Terroranschlägen in Paris 2015 und Nizza 2016 erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, wie der Geschäftsführer der Domverwaltung, Lars-Gunnar Ziel, am Mittwoch dem epd sagte. Unter anderem wurde eigenes Sicherheitspersonal engagiert, das rund um die Uhr im Einsatz ist. Dombesucher würden gebeten, keine Rucksäcke oder großen Taschen mitzunehmen, zudem gebe es "Taschenschauen", sagte Ziel.

Auch im Aachener Dom wurden die Aufsichten bereits nach dem Anschlag in einer französischen Kirche im Juli 2016 zu besonderer Wachsamkeit angewiesen. Verdächtige Rucksäcke und Taschen werden kontrolliert. Diese erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gelten noch immer, wie das Domkapitel dem epd bestätigte.

Dagegen herrschen an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis nach Angaben einer Gemeindesprecherin zurzeit keine strengeren Sicherheitsvorkehrungen. Personenkontrollen oder Rucksackverbote seien am Michel bislang nicht geplant. Auch für die Frauenkirche in München wurden die Sicherheitsmaßnahmen bislang nicht verschärft. Es gebe kein konkretes Bedrohungsszenario, teilte die Polizei München zur Begründung mit.

Eine Sprecherin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte: „Unsere Kirchen bleiben einladende, offene Orte. Hier finden Menschen Zuflucht, auch und gerade in Situationen von Sorge und Not." Sie betonte jedoch auch, dass es keinen "absoluten Schutz" für die jährlich mehr als eine Million evangelischen Gottesdienste und rund 200.000 Gemeindeveranstaltungen in Deutschland geben könne. "Bei Großveranstaltungen – wie etwa zentralen Gedenkgottesdiensten – stehen die jeweiligen Organisatoren vor Ort natürlich in Kontakt mit der Polizei. Bislang ist es im Zusammenhang mit Gottesdiensten nicht zu sicherheitsgefährdenden Situationen gekommen", so die EKD-Sprecherin weiter.