Lochbihler dringt auf "Nachkonflikt-Plan" für Mossul

Lochbihler dringt auf "Nachkonflikt-Plan" für Mossul
Die Europaabgeordnete Barbara Lochbihler (Grüne) fordert für die derzeit noch umkämpfte Region Mossul einen "Nachkonflikt-Plan".
31.10.2016
epd
epd-Gespräch: Phillipp Saure

Brüssel (epd). Die Bundesregierung und die EU müssten sich bei der irakischen Zentralregierung in Bagdad dafür einsetzen, sagte Barbara Lochbihler am Montag telefonisch aus dem nordirakischen Erbil dem Evangelischen Pressedienst (epd). Derzeit rücken laut Medienberichten irakische Regierungstruppen, Kurdenverbände und verschiedene Milizen auf die von der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) beherrschte Millionenstadt Mossul im Nordirak vor. Unterstützt wird die Offensive von der westlichen Anti-IS-Koalition.

"Es gibt keinen Plan für die Nachkonflikt-Zeit", sagte Lochbihler, die Vizevorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament ist: "Das ist eigentlich die große Kritik." Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass die vom IS zurückeroberten Gebiete von den Befreiern auch automatisch gut verwaltet würden. Eine solche Einschätzung würde den nächsten Konflikt schon vorprogrammieren.

Psychologische Hilfe für Kinder gefordert

Der Nachkonflikt-Plan müsse unter anderem klären, was mit gefangenen IS-Angehörigen passiere. "Was bekommen die für ein Verfahren?" Geplant werden müsse auch der Umgang mit Menschen, die mit dem IS kollaboriert hätten, aber Teil der Bevölkerung seien. Hier müsse es auf der lokalen, regionalen und nationalen Ebene zu Versöhnung kommen. Schon zuvor müssten die mutmaßlichen IS-Angehörigen unter den Flüchtlingen zwar "sicherheitsüberprüft", aber zugleich ordentlich behandelt werden.

Der Plan müsse ferner psychologische Hilfe insbesondere für Kinder aus den IS-Gebieten umfassen, verlangte Lochbihler. Viele Mädchen und Jungen seien "schwerst gestört". Sie hätten mitansehen müssen, "wie man Menschen Gliedmaßen abhackt, wie man ihnen die Hälse aufschlitzt". Zudem sei Wiederaufbauhilfe nötig, denn die meisten Bewohner wollten in der Region bleiben, sagte Lochbihler, die noch bis Dienstag in dem Gebiet unterwegs ist. Konkret werde zum Beispiel Unterstützung beim Räumen der vom IS gelegten Minen benötigt.

In der Zwischenzeit müsse sich die internationale Gemeinschaft darauf vorbereiten, Flüchtlingen schnell zu helfen. Zwar seien Flüchtlingslager errichtet worden, aber: "Die Kapazität reicht nicht aus, wenn es zum schlimmsten Fall kommt, dass also Hunderttausende von Menschen rauskommen."