Flüchtlingsfreundlicher Bürgermeister niedergeschlagen

Flüchtlingsfreundlicher Bürgermeister niedergeschlagen
Ein Unbekannter hat am Donnerstagabend den Bürgermeister der schleswig-holsteinischen Gemeinde Oersdorf niedergeschlagen. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

Bürgermeister Joachim Kebschul (61) habe sich für eine Flüchtlingsunterkunft in der Gemeinde eingesetzt, sagte Polizeisprecher Oliver Pohl am Freitag in Kiel. Die Polizei ermittele bereits seit Juli, weil der parteilose Politiker Drohbriefe erhalten habe. Auch am Donnerstag seien zwei Drohbriefe eingegangen, einer an ihn persönlich und ein weiterer an die Gemeinde.

Staatsschutz ermittelt

Der Bürgermeister war nach Polizeiangaben kurz vor der Sitzung des Bauausschusses gegen 19 Uhr noch einmal zu seinem Pkw gegangen, um ein Laptop zu holen. Als er sich in seinen Wagen beugte, wurde er von einem Unbekannten angesprochen und kurz darauf mit einem Schlag gegen den Kopf verletzt. Er wurde von einem Notarzt versorgt und ins Krankenhaus gebracht. Noch am Abend wurde der Verletzte von der Kripo vernommen. Der Staatsschutz in Kiel hat die Ermittlungen aufgenommen.

Aufgrund der Drohbriefe hatte die Polizei mit sechs Beamten die Ausschusssitzung rund um das Gemeindehaus gesichert und unter anderem Taschen kontrolliert. Der Bürgermeister hatte allerdings außerhalb des Sichtbereiches der eingesetzten Beamten geparkt. Oersdorf hat rund 900 Einwohner und liegt 20 Kilometer nördlich der Hamburger Stadtgrenze.