Walter Kohl für offeneren Umgang mit Suiziden

Walter Kohl für offeneren Umgang mit Suiziden
Das Frankfurter Netzwerk Suizidprävention hat anlässlich des Welttags der Suizidprävention heute am Samstag (10. September) eine gesellschaftliche Tabuisierung von Selbsttötungen beklagt. Das sei besonders tragisch, weil ein offener Umgang mit dem Thema viele Menschen davon abhalten könne, sich das Leben zu nehmen, sagte Walter Kohl, Sohn des Altkanzlers Helmut Kohl (CDU) und Schirmherr des Netzwerks, am Freitag in Frankfurt am Main.

"Je mehr Erfahrung wir teilen, umso höher wird die Hürde zur Selbsttötung, weil die Betroffenen merken, dass sie nicht allein sind", sagte Kohl. Der Tod durch die eigene Hand sei für die Hinterbliebenen eine der grausamsten Todesarten, weil er viele Fragen offen ließe, was diese oft sehr lange belaste. Kohls Mutter Hannelore Kohl hatte sich im Juli 2001 das Leben genommen.

Er sei mehr als ein Jahr lang selbst suizidgefährdet gewesen und habe einen Versuch unternommen, berichtete Kohl - auch weil zu dieser Zeit vieles auf ihn einstürzte, etwa die Parteispendenaffäre seines Vaters und das Zerbrechen seiner ersten Ehe.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts töteten sich im Jahr 2014 rund 10.000 Menschen in Deutschland selbst, Schätzungen gehen von einer hohen Dunkelziffer und 100.000 Suizidversuchen aus. Am häufigsten betroffen ist die Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jahren.

Zum Welttag der Suizidprävention wollen am Samstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin mehrere Hundert Menschen an die rund 600 Selbsttötungen von Jugendlichen pro Jahr erinnern. Geplant ist ein sogenanntes Die-in: Um zwölf Uhr mittags wollen sich 600 Menschen auf ein Signal hin zu Boden fallenlassen.

Bis zum 18. September ist im Haus am Dom in Frankfurt die Wanderausstellung "Suizid - keine Trauer wie jede andere" zu sehen.