Orient-Experte: Türkei fördert Muslimbruderschaft

Orient-Experte: Türkei fördert Muslimbruderschaft
Die Türkei beherbergt nach Darstellung des Mainzer Orient-Experten Günter Meyer das Zentrum der internationalen Muslimbruderschaft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe sich während seiner gesamten Amtszeit bemüht, die nationalen Vereinigungen der Muslimbruderschaft unter einem Dach zusammenzuführen, sagte der Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz am Mittwoch im Südwestrundfunk.

Der Geograf bestätigte damit die Einschätzung des Bundesinnenministeriums, die als "Verschlusssache" gekennzeichnet und trotzdem veröffentlicht worden war.

Erdogan habe alles daran gesetzt, dass die Muslimbruderschaft als weltweite Organisation in den Ländern ihrer Verbreitung die Herrschaft übernimmt, sagte Meyer. Auch zur palästinensischen Hamas unterhalte die türkische Regierung enge Beziehungen. Die türkische Aktion im Jahr 2010, mit dem Schiff "Mavi Marmara" die israelische Seeblockade von Gaza zu brechen, sei aufgrund dieser Beziehungen erfolgt. Im Verlauf dieser Aktion hatten israelische Soldaten mehrere Türken erschossen und die Türkei daraufhin die Beziehungen zu Israel bis Ende vergangenen Juni auf Eis gelegt.

Auch die dschihadistische Al-Nusra-Front in Syrien wickele einen maßgeblichen Teil ihrer Versorgung über die Türkei ab. Die Bürgerkriegspartei habe im Osten der Stadt Aleppo das Sagen und stehe im Zentrum der gegenwärtigen Kämpfe dort. Die Entscheidungsschlacht um Aleppo sei nur vor dem Hintergrund der Unterstützung Al-Nusras durch die Türkei verstehbar.