Statistisches Bundesamt: Immer weniger Bafög-Empfänger

Statistisches Bundesamt: Immer weniger Bafög-Empfänger
Mehr junge Menschen strömen an die Universitäten - aber weniger erhalten staatliche Unterstützung für ihr Studium. Seit 1. August ist die Bafög-Reform in Kraft: Jetzt soll die Zahl der Geförderten wieder zunehmen.

Wiesbaden, Berlin (epd). Immer weniger Menschen in Deutschland erhalten Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög): Im Jahr 2015 bezogen 870.000 Studenten und Schüler die Förderung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Damit sei die Zahl der Bafög-Empfänger um etwa 54.000 (5,9 Prozent) im Vergleich zu 2014 gesunken. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erwartet allerdings, dass die Zahlen in den kommenden Jahren wieder zunehmen. Das Deutsche Studentenwerk und die Opposition forderten häufigere Anpassungen der Bedarfssätze.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sinken die Zahlen der Bafög-Empfänger seit Jahren. 2014 habe der Rückgang 3,5 Prozent betragen. Zum 1. August 2016 trat deshalb ein umfassendes Reformpaket zum Bafög in Kraft. Mit erweiterten Leistungen - wie zum Beispiel höheren Bedarfssätzen und Elternfreibeträgen - sei davon auszugehen, dass die Gefördertenzahlen steigen werden, erklärte die Statistikbehörde. Die Höhe des Förderbetrages hängt von der Ausbildungsstätte und der Unterbringung (bei den Eltern oder auswärts) ab.

Unter den Geförderten waren laut Statistischem Bundesamt 2015 rund 259.000 Schüler sowie 611.000 Studierende. Die Zahl der geförderten Schüler ging im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent zurück, die Zahl der geförderten Studierenden um 5,4 Prozent. Nach Angaben des Studentenwerks waren im Wintersemester 2015/16 2,8 Millionen Studierende eingeschrieben. Das seien 2,2 Prozent mehr gewesen als im Vorjahr.

Linke: Reform kommt zu spät

Wanka sagte, das neue Bafög bedeute mehr Chancen für alle. "Wir rechnen damit, dass 2017 so viele junge Leute vom Bafög profitieren wie zuletzt vor mehr als 30 Jahren."

Das Deutsche Studentenwerk rief Studierende dazu auf, rechtzeitig einen Bafög-Antrag zu stellen. Georg Schlanzke, Referatsleiter für Grundsatzfragen beim Deutschen Studentenwerk, sprach sich für regelmäßige Anpassungen an die Preis- und Einkommensentwicklung aus. "Eine Bafög-Erhöhung pro Legislaturperiode reicht nicht aus."

Die hochschul- und wissenschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Nicole Gohlke, kritisierte, die Reform komme zu spät: "Zwei komplette Studierendengenerationen sind seit der letzten Erhöhung im Jahr 2010 leer ausgegangen." Auch die aktuellen Sätze seien zu niedrig. Sie forderte deshalb eine Anhebung der Bedarfssätze um mindestens zehn Prozent und eine regelmäßige Anpassung.

400.000 bekommen maximalen Förderbetrag

Nach Darstellung des hochschulpolitischen Sprechers der Grünen, Kai Gehring, haben für die Dauer eines Bachelorstudiums - drei Jahre - mindestens 100.000 Studierende beim Bafög "in die Röhre geguckt". 2015 hätten rund zehn Prozent mehr Menschen studiert als 2012. Die absolute Zahl der Geförderten sei im gleichen Zeitraum jedoch um zehn Prozent gefallen.

Rund 400.000 (46 Prozent) der Bafög-Empfänger erhielten eine Vollförderung, also den maximalen Förderbetrag, wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte. Die Zahl der Vollgeförderten sank im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent und die Zahl der Teilgeförderten um 5,1 Prozent. Eine Teilförderung wird geleistet, wenn das Einkommen der Geförderten oder der Eltern bestimmte Grenzen übersteigt.

Im Durchschnitt erhielten geförderte Schüler monatlich 421 Euro und geförderte Studierende 448 Euro. 28 Prozent aller Geförderten wohnten bei ihren Eltern, 72 Prozent außerhalb des Elternhauses.