Papst prangert Kommerzialisierung von Lebensmitteln an

Papst prangert Kommerzialisierung von Lebensmitteln an
Erstmals hat ein Papst das Welternährungsprogramm besucht. Franziskus rief die Staaten auf, nationale Interessen zu überwinden, um Hungernden zu helfen. Jeder Einzelne könne zudem bewusster mit Lebensmitteln umgehen.

Papst Franziskus hat davor gewarnt, sich angesichts täglicher Bilder von Armut und Elend an den weltweiten Hunger zu gewöhnen. "Der Mangel an Lebensmitteln ist nichts Natürliches, er ist weder ein einsichtiges noch ein selbstverständliches Faktum", sagte er am Montag bei einem Besuch des Welternährungsprogramms (WFP) in Rom. Der fehlende Zugang zu Lebensmitteln sei auf eine egoistische und schlechte Verteilung der Ressourcen zurückzuführen.

Franziskus machte eine "Kommerzialisierung der Lebensmittel" dafür mitverantwortlich, dass diese für viele Menschen nicht in ausreichendem Maße zugänglich sind. Nach Angaben der UN-Organisation war es das erste Mal, dass ein Papst das Welternährungsprogramm besucht hat.

Nahrungshilfe muss nach den Worten des Papstes dringend entbürokratisiert werden, damit sie rascher und effektiver Notleidende erreicht. Dabei wies er auf den Widerspruch zwischen politischen und bürokratischen Hindernissen sowie Zollschranken für Lebensmittelhilfe und nahezu unbeschränkter Zirkulation von Waffen hin, die den Hunger durch Krieg nährten. Während bei Nahrung die Frage nach ihrem Ursprung gestellt werde, sei die Herkunft von Waffen vielfach gleichgültig: "Sie kursieren mit einer großspurigen und nahezu absoluten Freiheit in vielen Teilen der Welt."

Auf Verschwendung hingewiesen

Die Mitgliedsstaaten des Welternährungsprogramms forderte der Papst auf, stärker zusammenzuarbeiten, um nationale Interessen und Egoismen zu überwinden. Sie sollten nicht nur Nothilfe leisten, sondern auch stärker nachhaltige Projekte verwirklichen und langfristige Entwicklungsprogramme fördern. Das Welternährungsprogramm finanziert sich ausschließlich aus Spenden der Mitgliedsländer. 2015 verfügte es über ein Budget von rund fünf Milliarden US-Dollar. Die Bundesregierung trug dazu rund 293 Millionen Euro (329 Millionen US-Dollar) bei und war damit drittgrößter Geber.

Bei seinem Besuch am Sitz der größten UN-Organisation wies der Papst zugleich auf die weltweite Vergeudung von Lebensmitteln hin. Die Menschen müssten sich im Klaren darüber sein, dass "Nahrung, die man verschwendet, gleichsam vom Tisch des Armen, von dem, der Hunger hat, gestohlen ist".

Das Welternährungsprogramm ist die wichtigste UN-Organisation für den Kampf gegen den Hunger. Neben Nothilfe in Krisengebieten legt es Entwicklungsprogramme auf, die Betroffene aus der Abhängigkeit von Lebensmittelhilfen führen sollen. So versorgt das WFP weltweit jährlich allein 17 Millionen Kinder mit Schulspeisungen.