Khorchide kritisiert Rhetorik islamischer Verbände

Der Leiter des Zentrums für islamische Theologie, Mouhanad Khorchide, aufgenommen am 19.02.2014 in Münster.
Foto: dpa/Caroline Seidel
Mouhanad Khorchide ist Leiter des Zentrums für islamische Theologie in Münster.
Khorchide kritisiert Rhetorik islamischer Verbände
Der islamische Theologieprofessor Mouhanad Khorchide wirbt für einen Islam, "der sich als selbstverständlichen Teil Europas sieht und entfaltet".

Der in Münster lehrende Wissenschaftler kritisierte in der "Kölnischen Rundschau" (Mittwochsausgabe) eine "gefährliche Rhetorik" deutscher Islamverbände, wie sie etwa in der sogenannten Islamischen Charta zum Ausdruck komme. "Hier stellen sich Muslime gerade nicht als selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft dar, sondern meinen, sie müssten erst einen Vertrag mit dieser Gesellschaft, mit Europa eingehen", sagte er dem Blatt.

Als "hochproblematisch" bezeichnete Khorchide, "dass Imame aus dem Ausland hier in Deutschland zu den Menschen sprechen und die religiösen Bezüge herstellen". Diesen Predigern sei die Lebenswirklichkeit in Deutschland fremd.



Auch Muslime können nach Ansicht Khorchides, der an der Universität Münster für die Ausbildung islamischer Religionslehrer zuständig ist, das Prinzip eines säkularen Staates vertreten. Sie müssten den Koran im historischen Kontext des 7. Jahrhunderts verstehen und die Rolle Mohammeds als Glaubenslehrer von der des Staatsoberhaupts trennen. Aus einer wörtlichen Auslegung des Korans könnten keine Rechtsvorschriften für die Gegenwart hergeleitet werden, unterstrich der islamische Theologe: "Die juristischen Maßnahmen wie Körperstrafen sind für Muslime heute nicht bindend."