Merkel und Hollande setzen Zeichen für Frieden und Freundschaft

Angela Merkel und François Hollande in Verdun
Foto: dpa/Philippe Wojazer
Angela Merkel und François Hollande in Verdun
Merkel und Hollande setzen Zeichen für Frieden und Freundschaft
100 Jahre nach der Schlacht von Verdun hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, Lehren aus der blutigen Vergangenheit zu ziehen. Im Rathaus der französischen Stadt rief die Kanzlerin am Samstag dazu auf, mit den Erfahrungen der Vergangenheit "eine gute Zukunft zu gestalten".

Gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande besuchte sie zuvor den deutschen Soldatenfriedhof. In Verdun wurde eine der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs geschlagen. Mehr als 300.000 Soldaten verloren binnen 300 Tagen ihr Leben.

Beim Besuch der Krieggräberstätte in Consenvoye legten Merkel und Hollande am Morgen gemeinsam mit deutschen und französischen Kindern einen Kranz nieder. Der Präsident und die Kanzlerin waren zuvor unter dem von Hollande gehaltenen Regenschirm über den Friedhof gegangen. Sie suchten demonstrativ nicht ein stärkeres Bild abzugeben als die sich an den Händen haltenden François Mitterrand und Helmut Kohl im Jahre 1984: Deutsch-französisch ist normal geworden, lautet die Botschaft.

Beim ersten Besuch einer deutschen Kanzlerin im Rathaus von Verdun überreichte Merkel dem Bürgermeister den De Gaulle-Adenauer-Preis für die Stadt. "Wir alle sind dazu aufgerufen, Erinnerung auch künftig wachzuhalten", betonte Merkel. "Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Lehren aus ihr ziehen und damit dann eine gute Zukunft gestalten."

"Bleibt vereint!"

Kanzlerin und Präsident erklärten das ehemalige Schlachtfeld zu einem Ort der Versöhnung und des Friedens und der gemeinsamen deutsch-französischen Geschichte. Diesen Wunsch illustrierten dann Kinder, die auf dem Platz der Nation in Verdun die deutsche und die französische Nationalhymne sangen und auf einer Brücke Luftballons mit einer aufgemalten Friedenstaube steigen ließen.

Im Beinhaus von Douamont enthüllten die beiden Staatsoberhäupter am Nachmittag eine Erinnerungstafel, die erstmals auch die dort begrabenen deutschen Soldaten einschließt. Die Knochen von 130.000 Deutschen und Franzosen sind dort zu finden, aber erst seit zwei Jahren steht auch ein deutscher Namen auf den Tafeln im Eingang.

Die offizielle Einweihung der wiedereröffneten Gedenkstätte von Verdun wurde im Beisein von Regierungsmitgliedern und von EU-Parlamentschef Martin Schulz sowie EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker vollzogen. Das Mémorial wurde vollständig umgebaut: von einem französischen Ort der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg zu einem Museum für die Jugend beider Länder.



Vor dem Hintergrund des Erstarkens von Rechtspopulismus und Extremismus in Europa erinnerten Merkel und Hollande daran, welch großes Leid für die Völker der Nationalismus vor hundert Jahren verursacht hat. Beide wandten sich besonders an die Jugend: "Bleibt vereint!" appellierte Merkel. Und Hollande erklärte, Europa stehe vor Herausforderungen, die nur eine europäische Lösung haben.

Als Symbol des Neubeginns nach der Schlacht vor 100 Jahren inszenierte der deutsche Filmregisseurs Volker Schlöndorff die Begleitzeremonie am Nachmittag: 3.400 französische und deutsche Jugendliche rannten in bunten T-Shirts aus den umliegenden Wäldern über den Friedhof vor dem Beinhaus, stürmten vorbei an den weißen Kreuzen und simulierten Zweikämpfe, bis ein Sensenmann auf Stelzen das Feld betrat. Die Jugendlichen sanken zu Boden, der Sensenmann entfernte sich - und die jungen Menschen erwachten zu neuem Leben.