TV-Tipp: "Bella Block: Angeklagt" (ZDF)

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TV-Tipp: "Bella Block: Angeklagt" (ZDF)
Man weiß schon bei den ersten Bildern, dass da was nicht stimmt: Eine Frau stellt ihren Kinderwagen vor einer Apotheke ab, kauft ein, kommt wieder raus und muss feststellen, dass ihr Baby verschwunden ist. Vier Jahre später steht Jana Larson (Karoline Eichhorn) vor Gericht.

Die Leiche des Kindes ist gefunden worden, es ist an einer Überdosis Beruhigungsmittel gestorben. Die Mutter wird angeklagt, das Baby damals getötet und anschließend eine Entführung vorgetäuscht zu haben. Die frühere Hauptkommissarin Bella Block (Hannelore Hoger) war nur kurz mit dem Fall befasst und soll nun aussagen. Für die Medien und die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar, die Boulevardpresse hat längst zur Hexenjagd aufgerufen; das Urteil scheint nur noch Formsache.

Geschickt kombiniert das von Regisseur Julian Roman Pölsler und Susanne Schneider bearbeitete Drehbuch (Stefan Holtz, Florian Iwersen) die kriminalistische Ebene mit den typischen Elementen eines Gerichtsdramas. Die privaten Momente dagegen hätte man sich auch sparen können. Es ist zwar immer ein Vergnügen, dem großen Peter Simonischek zuzuschauen, zumal er als Bella Blocks neuer Freund mittlerweile quasi zum Ensemble gehört, aber zur Wahrheitsfindung hat er diesmal nichts beizutragen. Gleiches gilt für Anna Fischer als junge Polizistin. Umso interessanter sind die Konfrontationen mit der mutmaßlichen Kindsmörderin. Karoline Eichhorn versieht die Frau, eine erfolgreiche Modedesignerin, mit eingefrorenen Gesichtszügen; im Gespräch hat sie die Augen meist niedergeschlagen. Um so eindringlicher wirkten die Blicke, wenn sie die frühere Ermittlerin dann doch fixiert. Treffend besetzt ist auch Tim Bergmann als Verteidiger, der felsenfest von der Unschuld seiner Mandantin überzeugt ist; selbst wenn sich im Verlauf des Prozesses immer tiefere Abgründe auftun.

Eine wesentliche Rolle spielen die Medien, denn die Anklage basiert ausschließlich auf allerdings vermeintlich erdrückenden Indizien. Für die Boulevardpresse ist der Fall trotzdem klar, weshalb die Schlagzeilen einem Tribunal gleich kommen. Trotzdem inszeniert Pölsler, Regisseur der österreichischen "Polt"-Filme mit Erwin Steinhauer ("Polt muss weinen"), den Film fast sachlich. Die Kamerabewegungen sind ausgesprochen sparsam, gerade bei den Dialogszenen konzentriert sich die Bildgestaltung (Bernhard Keller) voll und ganz auf die handelnden Personen. Etwas ärgerlich ist allein die typische Einfallslosigkeit der Verantwortlichen, die für bestimmte Rollen gern Darsteller besetzen, die derlei schon mal gespielt haben: Als die Designerin schließlich tatsächlich gesteht, spürt die erfahrene Ermittlerin Bella Block, dass sich die Ereignisse dennoch völlig anders abgespielt haben könnten.