"Wir können das Klischee von Kirche aufweichen"

Landesjugendpfarrer EKHN Gernot Bach-Leucht, Dekanin aus Offenbach Eva Reiß, Oberbürgermeister Offenbach Horst Schneider, Kirchenpräsident der EKHN Volker Jung, Geschäftsführerin des JUKT Karen Emmermann, Projektleiter des JUKT Hans-Joachim Adolph.
Foto: Lilith Becker
Auf der Pressekonferenz zwei Wochen vor dem Start des achten Evangelischen Jugendkirchentages (JUKT) in Offenbach am Main. Von links nach rechts: der Landesjugendpfarrer der EKHN Gernot Bach-Leucht, die Dekanin aus Offenbach Eva Reiß, der Oberbürgermeister der Stadt Offenbach Horst Schneider, der Kirchenpräsident der EKHN Volker Jung, die Geschäftsführerin des JUKT Karen Emmermann, Projektleiter des JUKT Hans-Joachim Adolph.
"Wir können das Klischee von Kirche aufweichen"
In Offenbach am Main ist vom 26. bis 29. Mai 2016 der 8. Evangelische Jugendkirchentag
4.000 Jugendliche werden über Fronleichnam in Offenbach am Main erwartet. Dort sollen sie Kirche erleben und mitgestalten - und begeistert sein. Kreativ wird es auf jeden Fall: Einen Vorgeschmack dafür gab es auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Lucy Hobrecht zeichnete Porträts der Anwesenden (siehe Foto).

Hans-Joachim Adolph weiß jetzt, dass Beach-Volleyball auf zertifiziertem Sand gespielt wird. Er hält die Urkunde hoch, die er für die bestellten 115 Tonnen Sand bekommen hat. Adolph ist Projektleiter des Evangelischen Jugendkirchentags (JUKT) und braucht den Sand für das Beach-Volleyball-Feld am Mainufer in Offenbach. Es ist einer der Orte, an denen über Fronleichnam der achte JUKT der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stattfinden wird.

Dass die Jugendlichen auf dem JUKT Volleyball spielen können, ist nur einer von 250 Programmpunkten. Für die 4.000 erwarteteten Jugendlichen gibt es weitere körperliche Aktivitäten wie klettern, tauchen und Fußballspielen, aber auch kreative Angebote wie kalligraphieren und spirituelle wie ein Fest des Glaubens mit mehreren Religionsgemeinschaften.

"Das Leben anpacken, das kann man auf dem Jugendkirchentag", sagt EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung. "So wollen wir Kirche verstehen und diesen Anspruch halten wir bisher auf dem Jugendkirchentag ein." Seit dem Jahr 2002 fand bisher alle zwei Jahre der JUKT statt. Jung findet es wichtig, dass Kirche politisch ist und begrüßt deshalb das breite Angebot des Jugendkirchentags, das beispielsweise auch die kirchliche Arbeit mit Geflüchteten in den Blick nimmt, sowie Begegnungen mit Geflüchteten ermöglicht. "Das Zusammenleben in Deutschland gelingt nur dann, wenn wir uns offen als Menschen begegnen."

Sieger des Bandcontests des Evangelischen Jugendkirchentags 2016 in Offenbach am Main: Die Band Klangwerk mit dem Titel "Die Liebe ist Sieger"

Um Offenheit soll es auch in den fünf Themenparks des JUKT gehen, die über die Stadt verteilt sind. "Offen für Dialog", "Offen für Gerechtigkeit", "Offen für Frieden", "Offen für Schöpfung" und "Offen für Kulturen" sind sie benannt. Hinzu kommen weitere Orte wie das Zentrum Bibel in der Stadtkirche Offenbach. Zugänglich für Besucher ohne Eintrittskarte sind der Bereich "Offen für Kulturen" und das Zentrum Bibel. Alle Angebote richten sich sowohl an Jugendliche aus der EKHN sowie an Jugendliche aus anderen deutschen Landeskirchen. Bisher angemeldet sind zudem eine Gruppe aus Österreich und 30 Jugendliche aus Italien. "Menschen jeden Alters sind eingeladen, den Jugendkirchentag zu besuchen", sagt Geschäftsführerin Karen Emmermann. Der Anmeldeschluss für Übernachtungsgäste ist der 20. Mai. Tageskarten und Dauerkarten können jedoch auch vor Ort noch während der Veranstaltung erworben werden.

Das Vorbild des Evangelischen Jugendkirchentages (JUKT) ist der große Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT). Alle zwei Jahre findet der Kleine abwechselnd mit dem Großen statt. Die Ähnlichkeit der Veranstaltungen liegt in der Struktur: morgens beginnt das Programm um zehn Uhr mit verschiedenen Andachten. Anschließend finden Workshops statt und abends Konzerte. An Größe und Kontinuität ist der JUKT, den sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) leistet, einmalig in Deutschland. Seit dem Jahr 2002 wagt sich die EKHN mit dem JUKT an die "schwierige Zielgruppe Jugendliche", um das "Klischee Kirche aufzuweichen", sagt Landesjugendpfarrer Gernot Bach-Leucht. "Und der JUKT kann das. Das ist großartig. Das ist brilliant", zeigt sich Bach-Leucht euphorisch im Hinblick auf die Veranstaltung, die über Fronleichnam in Offenbach am Main stattfinden wird. "Außerdem kann der JUKT auch das Klischee Jugendliche aufweichen", sagt Bach-Leucht.

Ein großes Fest des Glaubens

Denn Jugendliche, so sind sich der Landesjugendpfarrer und Kirchenpräsident Volker Jung aus eigener Erfahrung einig, interessierten sich sehr für aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen. Auch Oberbürgermeister Horst Schneider freut sich sehr über das große Fest des Glaubens, dass seiner Stadt bevor steht: "Jugendliche suchen Werteorientierung. Ich bin selbst in einem evangelischen und sozialdemokratischen Haushalt groß geworden. Und dieses Wertegerüst ist eine Konstante, auch wenn sich die Welt um einen herum verändert." In der einstmals evangelisch geprägten Stadt Offenbach leben heute noch 16 Prozent Protestanten. Heute sei seine Stadt die mit den meisten Ethnien in Deutschland, weshalb die Vielfalt selbstverständlich sei. Der Oberbürgermeister freut sich deshalb sehr, dass sich die Gemeinde der Mevlana Moschee und der Offenbacher Synagoge am Begleitprogramm des JUKT beteiligen und Führungen anbieten.

Vom 26. bis zum 29. Mai 2016 wohnen 1.600 Jugendliche in vier Schulen und einer Turnhalle in Offenbach, die den Jugendlichen Quartier bieten. Dazu kommen Tagesgäste für die Programme am Freitag und Samstag. Schon am Donnerstagabend startet der JUKT mit einem Gottesdienst. Das Programm des JUKT 2016 in Offenbach finden Sie hier.