Amnesty: Menschenunwürdige Zustände in Flüchtlings-Haftzentren

Amnesty: Menschenunwürdige Zustände in Flüchtlings-Haftzentren
In den Haftzentren für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln Lesbos und Chios herrschen nach Angaben von Amnesty International menschenunwürdige Zustände.

Berlin (epd) Die Organisation forderte Griechenland und die EU am Freitag in Berlin auf, die Rückführungen in die Türkei auszusetzen, bis den Geflüchteten Grundrechte garantiert würden. Dazu zähle der Zugang zu Informationen, rechtlichem Beistand, individueller Prüfung der Asylanträge und die Entlassung von Kindern aus den Haftzentren, erklärte Amnesty, nachdem ein Team der Organisation Anfang dieser Woche Zugang zu den Lagern Moria auf Lesbos und VIAL auf Chios erhalten hatte.

"Angst und Verzweiflung mit Händen zu greifen"

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation werden in den Lagern auch Flüchtlinge festgehalten, für die das Rückführungsabkommen zwischen der EU und der Türkei nicht gilt, weil sie die Inseln nachweislich vor dem 20. März erreicht haben. Dem EU-Türkei-Abkommen zufolge sollen alle Menschen, die nach dem Stichtag irregulär von der Türkei aus auf die griechischen Inseln gelangt sind, zurückgeführt werden, es sei denn, sie erhalten Asyl.

Die stellvertretende Leiterin des Europa-Programms von Amnesty, Gauri van Gulik, erklärte nach den Gesprächen in den Haftzentren: "Die Angst und Verzweiflung sind mit Händen zu greifen." An beiden Orten würden rund 4.200 schutzsuchende Menschen festgehalten. Sie hätten de facto keinen Zugang zu Rechtshilfe, würden unzureichend versorgt und bekämen fast keine Informationen, wann sie die Haftzentren verlassen können und wie es für sie weitergehen solle. Die Zugänge zu den Lagern würden streng bewacht.

Das Amnesty-Team sprach nach eigenen Angaben mit 89 Flüchtlingen, darunter Familien, schwangere Frauen und Kranke. Die Menschen beklagten sich Amnesty zufolge über die schlechte Versorgung, fehlende Decken und zu wenige Ärzte. In Moria, wo nach Amnesty-Angaben zu dem Zeitpunkt 3.150 Menschen festgehalten wurden, arbeiteten drei Ärzte. Das Lager sei mit rund 1.000 Menschen überbelegt, erklärte Amnesty. Ein Teil der Menschen schlafe in kleinen Zelten. Im Lager VIAL hätten Mütter unter Tränen berichtet, sie erhielten nicht das richtige Essen für ihre kleinen Kinder und Babies, nicht einmal genug Milch.